Coaching, Mentoring und Mediation

Sinn und Motivation

Sinnvoll leben

Der Begriff „Wert“ taucht immer häufiger in Unternehmensleitlinien auf. Speziell in Stellungnahmen zur Wirtschaftsethik geben sich Unternehmen und Organisationen einen Werterahmen vor, in dem sie operieren wollen. Oft stellen sich solche Unternehmenswerte als leere Worthülsen heraus. Sie kennen alle die Schlagzeilen zu Bestechungs- und Schmiergeldaffären aus Politik und Wirtschaft. Ist die Missachtung von Werten nur die Tat einzelner Mitarbeiter? Es scheint meistens so zu sein: Im öffentlichen Umgang mit solchen Affären finden sich schnell die Schuldigen und werden werbewirksam an den Pranger gestellt. Kann das die Lösung zur Behebung des Imageschadens sein?

An diesem Punkt lohnt es sich einen Blick auf das zu werfen, was den Menschen motiviert. Sind Geld und Macht wirklich die bestimmenden Faktoren, die einen Menschen dazu bringen, etwas aktiv zu tun? Auch hier kommen einem sofort wieder Schlagzeilen zu Bestechungsaffären von Politikern, Unternehmensleitern oder Betriebsräten in den Sinn. Vielleicht stört Sie etwas an dieser Vorstellung, obwohl Sie das, vielleicht auch in geringerem Maße, unter Umständen auch in Ihrem eigenen Arbeits- oder auch Privatleben erleben. Vielleicht haben Sie sich auch schon solche oder ähnliche Fragen gestellt:

Hier möchte ich gerne auf das Menschenbild von Viktor E. Frankl, dem Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie zurückgreifen. Nach Frankl liegt die Hauptmotivation des Menschen in der Suche nach einem Sinn im Leben. Auch bei ihm taucht der Begriff „Wert“ als wichtiges Thema auf. Werte sind für Frankl Sinnmöglichkeiten. Frankl unterscheidet zwischen allgemein geltenden Werten, moralischen und ethischen Prinzipien, wie sie sich im Rahmen der menschlichen Gesellschaft im Laufe von deren Geschichte herauskristallisiert haben (wie beispielsweise in Menschenrechtserklärungen festgehalten) und persönlichen Werten.

Die persönlichen Werte beziehen sich immer auf eine konkrete Person und eine konkrete Situation, sind also relativ und nicht von außen vorzugeben. In jeder Situation kann sich der Mensch entscheiden, wie er sich jetzt verhält. Für Frankl gibt es drei Wertekategorien:

Die Erlebniswerte

Momente in denen ich mein Leben in der Begegnung mit Menschen oder in der Natur als sinnvoll erfahre. Dies bedeutet nicht eine Haltung des stetigen Konsumierens, sondern eine Haltung des sich Öffnens für die Gegenwart. Ich nehme etwas von der Welt an.

Die schöpferischen Werte

Momente, in denen man etwas verwirklicht oder schafft – Etwas, das auch für andere Bedeutung haben kann. Hier tritt der Mensch schöpferisch und kreativ auf. Ich gebe der Welt etwas.

Die Einstellungswerte

Hier geht es darum, eine Haltung zu finden, die mich auch trägt, wenn mich ein Schicksalschlag trifft. Was ist der ganze angehäufte Reichtum noch wert, wenn ich an einer schweren Krankheit leide oder ein naher Angehöriger stirbt. Es geht hier nicht um ein kampfloses Erleiden von Schicksalsschlägen, sonderen darum eine Einstellung zu Situationen zu finden, die ich nicht ändern kann.

Zwischen den allgemeinen, als allgemein gültig angenommenen Werten, und den persönlichen Werten kann es zu Konflikten kommen. Oft ist es einfacher, sich auf die allgemeinen Werte zurückzuziehen. „Das wird bei uns halt so gemacht“ und sich der Verantwortung zu entziehen, eigene Entscheidungen zu treffen. Und es kann manchmal tragisch sein, sich für seine persönlichen Werte zu entscheiden. Bringe ich z.B. Unregelmäßigkeiten in meiner Firma zur Sprache und riskiere ich meinen Arbeitsplatz und damit unter Umständen meine materielle Existenz?

Hört sich ja gut an, mögen Sie sagen. Nur, wie weiss ich denn, was meine persönlichen Werte sind? Hier hilft es auf die innere Stimme zu hören, das leichte Unbehagen, das ich bei manchen Handlungsweisen verspüre. Lasse ich das zu, oder schiebe ich meine innere Stimme beiseite und sage mir „das ist halt so“, oder „wenn ich das jetzt nicht mache, wird es sowieso ein anderer machen“?

Solche persönlichen Entscheidungen sind of schwer. Die innere Stimme auf Dauer zu unterdrücken, führt jedoch oft zu Frustration oder Ersatzhandlungen. Wenn ich mein Leben oder meine Arbeit als nicht sinnvoll erlebe, kann ich die innere Stimme auch mit den Stimmen des Geldes oder der Macht überstimmen. Macht das jedoch glücklicher? Diese Frage kann keiner für Sie beantworten. Doch lohnt es sich, sich in einer stillen Stunde diese Fragen selbst zu stellen.

Allgemeine Werte können eine gute Richtschnur und Orientierung sein – auch in explizit formulierter Unternehmensethik. Doch sie nehmen mir nicht die Entscheidung ab, wie ich mich in einer konkreten Situation verhalten soll. Die Entscheidung ist immer meine persönliche und muß unter Umständen auch gegen die allgemeinen Werte getroffen werden. Und keiner kann jemand Werte vorgeben und die persönliche Entscheidung abnehmen.

Kann es sich ein Unternehmen auf Dauer leisten, mit Mitarbeitern zu arbeiten, die ihre Arbeit als nicht sinnvoll oder nicht wertvoll empfinden? Immer mehr Unternehmen wollen Werte in ihr Leitbild aufzunehmen. Zu diesem Zweck gibt es zahllose Experten, die Unternehmensleitbilder, ethische Verhaltensregeln oder Visionen aufstellen. Diese entspechen meistens allgemeinen, gesellschaftlichen Werten und es wird erwartet, dass jeder Mitarbeiter sich mit diesen Werten identifizieren kann.

Zusätzlich zu den explizit formulierten Leitbildern gibt es nahezu in allen Unternehmen noch die unausgesprochenen Glaubenssätze und Annahmen: „So funktioniert der Markt eben“, „darauf dürfen wir den Vorstand nicht ansprechen“ und vielleicht noch „der Chef hat immer recht“. Diese unausgesprochenen „Paradigmen“ sind in der Regel allen Mitarbeitern in Fleisch und Blut übergangen. Und von neuen Mitarbeitern werden sie ziemlich schnell verinnerlicht.

Ist die Annahme richtig, dass die stärkste Motivation des Menschen in der Suche und im Erleben von Sinn liegt, hat das Auswirkungen auf Unternehmen. Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern Möglichkeiten zur persönlichen Werteverwirklichung im Unternehmen geben. Sehr vieles spricht dafür, allgemein gültige Werte für ein Unternehmen in Leitlinien festzulegen. Zwei Fragen stellen sich dabei: Wer wählt die maßgeblichen Werte aus? Wie bringe ich die Mitarbeiter dazu, diese Werte umzusetzen?

Viele werden der Meinung sein, das sei eine Aufgabe für die Chefetage und werde dann von den Führungskräften weiter nach unten vermittelt. Eine andere Alternative wäre beispielsweise über Werte in dialogischen Prozessen zu reden und ein Werteverständnis im Unternehmen zu entwickeln, dass alle Mitarbeiter mit einbezieht. So kann sich ein Unternehmen oder eine Organisation in Richtung einer gemeinsamen Identität entwickeln.


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