Aus dem Buch, das keiner schreiben will
Sie stehen da, die Stimmen, wie Lampen ohne Glühfaden —
laut, aufgeblasen, wie Luftballons, die mit Scheiße gefüllt sind.
Sie reden von Privatsphäre, als wäre das ein Privileg,
dabei sind sie nur Marionetten mit Kreditkarten.
Ich war einmal Gras, hab Sonne in meine Rippen getropft,
jetzt bin ich Zigarettenrauch und bitterer Kaffee.
Die Leute tragen Freiheit wie Markenlabel —
schön anzusehen, nichts dahinter, nur der Geruch von billigem Parfum.
Sie haben Hausnummern statt Namen,
Und wer zu laut atmet, wird zum Feind erklärt.
Ich seh sie sammeln ihre kleinen Triumphe:
ein Lächeln, ein Selfie, eine Ausrede.
Sie verwechseln Lautsein mit Recht.
Sie denken, wer schreit, hat die Welt gepachtet.
Ich würde ihnen die Stimmbänder amputieren, sagt die Wut,
doch das ist nur die Wut, die mit stumpfen Zähnen klappert.
Besser ist: ich nehme ihre Worte, knete sie in meinen Händen,
bis sie weich werden, bis sie keinen Schaden mehr anrichten können.
Ich schreibe ihnen Briefe, die niemals ankommen —
nur damit die Luft sich verändert, nicht sie.
Und wenn sie wieder reden, höre ich zu wie auf einem Markt:
ich such das Korn, nicht den Lärm.
Denn alles, was bleibt, ist Sprache. Und meine ist scharf.