Brief aus Berlin
Ich habe Armenien angeschrieben. Keine Antwort. Stille. Das Land ist für mich gestorben. Nicht einmal einen Fuß werde ich dorthin setzen, nicht einmal für Urlaub.
Ich habe Georgien angeschrieben. Auch dort nichts. Ignoranz, die wie Betonwände klingt. Auch sie sind für mich gestorben. Sie hätten nur eine einzige Zeile schreiben müssen, eine Antwort, egal wie klein – und sie hätten Respekt gezeigt. Aber sie haben nichts gezeigt. Also sind sie weg.
Ich habe Aserbaidschan beobachtet. Ich weiß nicht, was da läuft. Sie stehen zwischen den Grenzen, zwischen den Fronten, und ich kann nicht sagen, ob sie noch eine eigene Stimme haben oder ob sie nur noch eine Bühne für andere sind. Ich halte Abstand.
Und dann Berlin.
Eine Frau, Institut für Iranistik. Ich habe sie angeschrieben. Sie hat geantwortet. Sofort ein Pluspunkt. Sie ist mir unbekannt, vielleicht Perserin, vielleicht Kurdin – ich weiß es nicht. Aber das ist zweitrangig. Wichtig ist: sie hat mir geantwortet. Das allein hebt sie aus der Masse heraus.
Wenn ich sie eines Tages sehe, face to face, werde ich sie direkt fragen. Kein Smalltalk, keine Ausflüchte, kein Spiel: „Bist du Perserin oder Kurdin?“ Ich will keine Maske, ich will Wahrheit. Dann können wir reden. Dann können wir auf Augenhöhe stehen.
Armenien und Georgien haben verloren, noch bevor sie beginnen konnten. Berlin hat einen Schritt gemacht – einen kleinen, aber ehrlichen Schritt. Und das reicht, um mir zu zeigen: Respekt existiert noch, wenn man ihn geben will.
Ich habe gelernt: Ich brauche keine langen Erklärungen. Eine einzige Antwort reicht, um die Linie zwischen Achtung und Ignoranz zu ziehen. Wer nicht antwortet, ist für mich nicht da. Wer schreibt, lebt. So einfach ist das.