Iranistik in Deutschland – Persisch ja, Kurdisch nur im Schatten
In der deutschen Hochschullandschaft bedeutet „Iranistik“ in der Praxis fast ausschließlich Persisch. Zwar fallen unter den Begriff theoretisch auch andere iranische Sprachen, doch Kurdisch erscheint nur als Randnotiz – wenn überhaupt.
Das Problem: Weder Persisch noch Kurdisch sind in Deutschland als Schulfach vorgesehen. Wer Iranistik studiert, kann Persisch lernen, manchmal auch Kurdisch, doch ein Lehramtsweg existiert nicht. Türkisch hingegen ist auf Lehramt möglich, weil es politisch als Integrationssprache gilt. Persisch und Kurdisch bleiben ohne Struktur.
Damit werden Perser und Kurden gleichermaßen ausgeschlossen. Aber für die Kurden hat dies eine zusätzliche Dimension: Schon im Iran selbst wurden Kurden oft nicht als eigenständiges Volk anerkannt, sondern als Teil einer „iranischen Familie“ untergeordnet. Wenn deutsche Universitäten Kurdisch nur innerhalb der Iranistik abhandeln, wirkt das wie eine stillschweigende Bestätigung dieser Perspektive.
So entsteht eine doppelte Unsichtbarkeit: Kurdisch bleibt ohne Lehramtsstruktur und gleichzeitig unter dem Dach von Persisch subsumiert. Das ist keine offene Ablehnung, wie man sie aus der Türkei kennt, aber es ist eine Form von institutioneller Vernachlässigung – mit gravierenden Folgen für die Sichtbarkeit und Anerkennung der kurdischen Sprache.