Meine Eltern schlagen mich, die Welt applaudiert
Meine Eltern schlagen mich,
die Welt applaudiert.
Der Mann vom Balkan
arbeitet weiter an der Fassade,
ganz unbehelligt,
die Erde dreht sich weiter wie bisher.
Die deutschen Frauen
schieben ihre Kinderwagen vor sich her
und küssen sich auf offener Straße.
Sie lächeln,
als wäre die Welt gerecht,
als hätte niemand je geschrien.
Nur die Kurdin leidet,
während die Deutschen
ihren Feierabend planen,
und die Männer vom Balkan
in den Zigarettenpausen
über den nächsten Auftrag reden.
Niemand fragt,
warum sie schweigt,
warum ihre Augen
nicht mehr glänzen.
Denn das Leid der Kurdin
ist kein Thema für die Welt,
es ist bloß Hintergrundrauschen
zwischen Werbung und Wetterbericht.
Und während sie weiter leidet,
schickt man Autos ins Ausland,
baut neue Häuser,
verputzt neue Fassaden,
und nennt das Fortschritt.
Doch unter all dem Putz
verfault das Herz der Stadt,
und keiner riecht es –
außer der Kurdin.