Öffentlicher Appell: Für die kurdische Sprache
Ich schreibe diesen Appell, weil ich nicht länger schweigen will.
Ich will weder Bürgergeld noch eine Erwerbsminderungsrente. Ich suche keine Abhängigkeit, keine Almosen. Was ich will, ist einfach und doch so grundlegend: Ich will Kurdisch lernen und Kurdisch unterrichten.
Die kurdische Sprache ist nicht bloß ein Teil der Medienlandschaft, die sie sich wie ein Eigentum aneignet. Sprache darf nicht auf Schlagzeilen reduziert oder auf Bildschirme beschränkt werden. Kurdisch gehört nicht Sendern oder Plattformen – Kurdisch gehört den Menschen, die es sprechen, den Kindern, die es lernen sollen, und den Generationen, die damit ihre Identität tragen.
Was wir brauchen, ist keine weitere Flut von Medieninhalten, die unsere Sprache konsumierbar machen, sondern Räume, in denen unsere Sprache gelehrt, geteilt und weitergegeben wird. Pädagogik statt Pacht, Unterricht statt Unterhaltung, Bildung statt bloßer Abbildung.
Es ist beschämend, dass wir in Europa zwar Studiengänge wie Iranistik finden, die Persisch in den Mittelpunkt stellen, während Kurdisch allenfalls als Nebensprache am Rande auftaucht – ohne eigene Strukturen, ohne Lehramt, ohne Zukunft an Schulen. Damit wird unsere Sprache unsichtbar gemacht. Nicht offen verboten, wie es andere Staaten tun, sondern still verdrängt.
Ich richte diesen Appell an alle, die Verantwortung tragen – in der Politik, an den Universitäten, in der Gesellschaft:
Gebt der kurdischen Sprache den Raum, den sie verdient.
Gebt ihr die gleiche Anerkennung wie anderen Sprachen, die längst selbstverständlich unterrichtet werden.
Erlaubt uns, unsere Muttersprache nicht nur zu bewahren, sondern sie aktiv weiterzugeben.
Denn eine Sprache, die nicht gelehrt wird, stirbt.
Und ein Volk, dessen Sprache verstummt, verliert sein Fundament.
Ich will nicht Teil einer Generation sein, die zusieht, wie Kurdisch in den Medien verpufft, aber in den Klassenzimmern schweigt.
Ich will Teil einer Bewegung sein, die unsere Sprache lebendig hält – durch Lernen, durch Lehren, durch Weitergabe.
Das ist kein Wunsch, das ist eine Notwendigkeit.
Für die Würde, für die Zukunft, für die Freiheit unseres Volkes.