Offener Brief — Was passiert, wenn die eigene Familie verletzt
Ich schreibe das nicht, um Rache zu üben. Ich schreibe das, weil Schweigen mich krank gemacht hat.
Meine Mutter arbeitet in einem angesehenen Betrieb in Baden-Württemberg. Nach außen ist sie die Frau, die kocht, putzt, hilft — die Aufopfernde.
Zu Hause kenne ich sie anders.
Zu Hause schreit sie, nennt mich mit bösartigen Worten, nimmt mir Dinge weg und wirft sie einfach in den Müll.
Sie hat meine Pflanzen, an denen ich hing, und meine persönlichen Sachen einfach weggeschmissen — bewusst, um mir weh zu tun.
Sie sagte dabei Dinge wie: „Die Sachen einer schizophrenen, heruntergekommenen Person müssen weggeschmissen werden, sonst entsteht Schimmel.“
Sie benutzt meine Krankheit gegen mich — als Rechtfertigung, als Beschämung, als Waffe.
Einmal hat sie mich gewürgt.
Einmal hat sie vor Zeugen unterschrieben, um einen Nachbarn zu unterstützen, der eine Anzeige gegen mich eingereicht hat.
Das war 2021 — ich habe das als Verrat empfunden.
Ich habe das Gefühl, überall hintergangen zu werden.
Während meiner eigenen Zeit in Baden-Württemberg wurde mir einmal gesagt: „Keine Sorge, du wirst auch mal Kinder haben.“
Später, als meine Großtante mich an eine Leiharbeitsfirma verwies, hörte ich zusätzlich Sätze wie: „Seien Sie froh, dass Sie keine Kinder haben.“
Diese Worte – ob beiläufig oder gut gemeint – wirkten auf mich entwertend und übergriffig.
Sie wurden benutzt, um mir zu sagen, dass mein Leben oder meine Situation weniger wertvoll sei, weil ich nicht der Norm entspreche.
Gleichzeitig sagen Verwandte meinem Bruder, er solle stark bleiben — mir wird dieses Mitgefühl verweigert.
Ich wurde geschubst, angefasst, gedemütigt.
Mein Vater sagte einmal, ich sei „ein Niemand.“
Ein Familienfreund sagte sogar, er würde für sie sterben.
Und ich frage mich bis heute, warum Menschen blind für das sind, was wirklich passiert.
Meine Verwandten stehen in Scharen hinter ihr; überall ist Verständnis für die freundliche, öffentliche Maske.
Für mich bleibt das: die Widersprüchlichkeit.
Sie ist eine Mutter, die Pflichten erfüllt — und eine Frau, die mir Gewalt und Demütigung zufügt.
Vielleicht denken manche: „Familienstreit, privat, geht sie nichts an.“
Ja, es ist privat — und genau deshalb ist es so schwer:
weil der Ort, der Schutz sein sollte, zur Quelle von Schmerz wird.
Ich habe gehört, dass in der Klinik jemand zu mir sagte, ich solle ausziehen.
Also habe ich den Schutz gesucht, nicht die Flucht.
Ich habe mich entschieden, mich zu schützen.
Ich schreibe das, weil ich will, dass Menschen anfangen zuzuhören.
Nicht nur die, die ihr nach dem Mund reden.
Nicht nur die, die ihre gute Maske bewundern.
Ich möchte, dass man versteht: Schönheit, Fürsorge und der Schein von Aufopferung heilen nicht automatisch Wunden, die man einem Menschen zugefügt hat.
Ich bin nicht das Echo ihrer Worte.
Ich bin nicht das, was sie über mich sagt.
Ich bin keine bloße Dekoration in ihrem Leben, kein Zubehör.
Ich bin ein Mensch mit Narben, mit Wut, mit einem Recht auf Ruhe und auf Respekt.
Wenn du das liest und denkst: „Das kenne ich“, dann weißt du, dass du nicht allein bist.
Wenn du das liest und denkst: „Das ist schrecklich“, dann bitte ich dich, nicht wegzusehen.
Schweigen schützt Täter, nicht Opfer.
Ich schreibe das nicht, weil ich sie zerstören will.
Ich schreibe das, damit meine Erfahrung sichtbar wird.
Damit die Wahrheit nicht mehr nur hinter verschlossenen Türen lebt.
Ich existiere.
Ich habe Schmerz gespürt.
Ich habe überlebt.
Und ich werde mir mein Leben zurückholen — Schritt für Schritt.