Genetic/Narcissistic Rage

Warum das Kurdische keine indoeuropäische Sprache ist

Die gängige Klassifizierung des Kurdischen als „indoeuropäische Sprache“ ist ein linguistisches Konstrukt, das mehr über westliche Kategorisierungslogik aussagt als über die tatsächliche Herkunft der kurdischen Sprache und Kultur. Während Kurdisch heute formal zur iranischen Untergruppe der indoeuropäischen Familie gezählt wird, sprechen genetische, archäologische und strukturelle Hinweise dafür, dass diese Einordnung nur eine oberflächliche sprachliche Schicht beschreibt — nicht jedoch den Ursprung oder das Wesen der kurdischen Sprache selbst.

-—

1. Der geographische und kulturelle Ursprung des Kurdischen

Kurdistan liegt im Herzen des alten Zagros- und Taurusgebirges — eine Region, die seit der Frühgeschichte eine der zentralen Wiegen der Zivilisation war. Hier entwickelten sich frühe Staaten wie die der Gutier, Lullubi, Hurrier und Mannäer, lange bevor irgendeine indoeuropäische Sprache existierte.

Diese Völker sprachen agglutinierende, nicht-indoeuropäische Sprachen, die teilweise mit der hurro-urartäischen Sprachfamilie verwandt waren. Sie bildeten das kulturelle, genetische und territoriale Fundament, auf dem sich später das kurdische Volk entwickelte.

Dass das moderne Kurdisch Strukturen und Vokabular iranischer Prägung aufweist, erklärt sich daher aus späteren Kontakten mit iranischsprachigen Gruppen, die sich im 2. Jahrtausend v. Chr. in diese Region ausbreiteten. Doch diese Überlagerung war linguistisch, nicht ethnisch. Die Bevölkerung selbst blieb im Kern autochthon — Nachfahren der Zagros- und Hurrit-Kulturen.

-—

2. Sprachliche Schichten: Ein indoeuropäischer Anstrich auf nicht-indoeuropäischem Fundament

Vergleicht man das Kurdische mit klassischen iranischen Sprachen wie Altpersisch oder Avestisch, zeigen sich markante Abweichungen.

– Die Lautstruktur ist weicher, teilweise vokalreicher und erinnert an prä-iranische, hurritische Muster.

– Viele Wörter des Alltagsgebrauchs (z. B. für Natur, Familie, Körper, Tiere) haben keine echten indoeuropäischen Etymologien, sondern lassen sich auf lokale, altmesopotamische oder sogar kaukasische Wurzeln zurückführen.

– Auch die Syntax (Satzstruktur) zeigt Einflüsse, die mit den agglutinierenden Sprachen Nordmesopotamiens übereinstimmen.

Diese Merkmale deuten darauf hin, dass die indoeuropäische Schicht des Kurdischen ein später Import ist – vergleichbar mit einem Überzug, der die ursprüngliche Struktur überlagert, aber nicht ersetzt hat.

-—

3. Genetik und Archäologie stützen die Eigenständigkeit

Die genetische Zusammensetzung kurdischer Populationen weist eine starke Kontinuität zu bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Gruppen wie den Mannäern, Gutiern und Hurriern auf.

Diese Völker existierten lange vor dem Auftreten indo-iranischer Gruppen in der Region.

Funde aus Hasanlu, Dinkha Tepe, und Teppe Rabat zeigen kulturelle und rituelle Kontinuitäten, die sich nicht mit den nordöstlichen Wanderungsbewegungen der Steppe erklären lassen.

Es ist daher irreführend, Kurdisch „indoeuropäisch“ zu nennen, nur weil spätere Sprachkontakte indoeuropäische Elemente hinterließen.

Die Bevölkerung und ihr kulturelles Gedächtnis sind wesentlich älter und eigenständiger.

-—

4. Das Kurdische als Brückensprache des alten Vorderen Orients

Das Kurdische ist nicht einfach „eine iranische Sprache“, sondern ein Hybrid mit lokaler Dominanz. Es vereint alte Zagros-Wurzeln mit Einflüssen aus Elam, Hurri, Aramäisch, Iranisch und sogar Kaukasisch.

Diese Vermischung spiegelt die geographische Realität Kurdistans wider:

eine Übergangszone, in der sich Kulturen begegneten, verschmolzen und doch eine eigene Identität bewahrten.

Die Sprache überdauerte Jahrtausende als Trägerin einer eigenständigen Denkweise, nicht als Ableger einer Steppe-Kultur. Sie ist damit ein lebendiges Zeugnis des alten mesopotamisch-kurdistanischen Erbes.

-—

5. Fazit

Kurdisch mag in heutigen Klassifikationen „indoeuropäisch“ heißen, doch das ist nur die äußere Form.

Inhaltlich, kulturell und historisch steht es auf einem Fundament, das viel älter ist — einem Fundament, das aus dem Herzen Mesopotamiens und des Zagros stammt.

Das Kurdische ist somit eine indigene Sprache Vorderasiens, die lediglich eine indoeuropäische Oberfläche angenommen hat, während ihr inneres Wesen und ihre tiefsten Wurzeln nicht-indoeuropäisch geblieben sind.