Erfahrungsbericht Mukoviszidose und medizinisches Cannabis
Seit gut 270 Tagen bekomme ich medizinisches Cannabis. Bis Mai 2023 als Selbstzahler, jetzt wird meine Therapie von der Krankenkasse übernommen.
In diesem Blogbeitrag schreibe ich von meinem “schwierigen” Weg zur Kostenübernahme und über meine persönlichen Erfahrungen.
Aber von Anfang an:
Seit meiner Jugend leide ich an einer schweren Ein- und Durchschlafstörung die wahrscheinlich auf meine bis 2021 undiagnostizierte ADHS zurückzuführen. Zudem kämpfe ich seit Mitte 20 mit zunehmenden starken Schmerzen. Alle Symptome wurden auf die Mukoviszidose zurückgeführt und behandelt, ohne sich weiter damit zu befassen.
Mit der Zeit musste ich immer stärkere Schmerz- und Schlafmedikamente nehmen, was nicht ganz ungefährlich war.
Benzodiazepine (Schlaftabletten) können zu Atemdepression führen, Opioide beeinträchtigen die Verdauung, was für meine angeschlagene Verdauung sehr schlecht ist.
Nach Rücksprache mit allen behandelnden Ärzten (Lungenfacharzt, Psychiater, Apotheker und Hausarzt) startete im August 2022 ein Versuch mit medizinischem Cannabis. Aufgrund der Darmsymthomatik und der besseren Bioverfügbarkeit, entschieden wir uns für die Inhalation via Vaporizer.
Schon nach kurzer Zeit hatte ich für meine Verhältnisse erholsame Nächte (6-9h Schlaf) und konnte einen Großteil meiner Schmerzmedikation reduzieren bzw. ganz absetzen. Aufgrund der entzündungshemmenden Eingenschaften verschiedener Terpene, konnte ich auch auf die täglichen 800mg Ibuprofen verzichten. Des Weiteren hat sich meine Verdauung gebessert.
Medikamente die ich absetzen bzw. reduzieren konnte:
- Tägl. Ibuprofen 800mg abgesetzt
- Tägl. Zop 7,5mg abgesetzt
- Tilidin 100/8mg nur noch im absoluten Notfall
Zusammengefasst:
- 6-9h Schlaf
- Weniger Schmerzen
- Kein tägl. Ibu 800mg und Tilidin 100/8mg mehr
- Bessere Lungenfunktion
- Unter Orkambi und med. Cannabis: + 7% FEV1
- Verminderter Keimstatus
- 3/4MRGN nicht mehr nachweisbar
- Verbesserung der Darmtätigkeit
- Verbesserung der ADHS Symptome
Der Weg zur Kostenübername dauerte gut 10 Monate, in denen ich unter anderem in einer Schmerzambulanz war und ein Eilverfahren über meine Rechtsschutzversicherung einleiten musste. Mit den 10 Monaten bin ich noch “gut” weggekommen. Ich lese immer wieder von Patient*innen, die jahrelang kämpfen und verliefen. Leider liegt bei Cannabis die Therapiehoheit nicht beim Arzt. Dieser kann zwar Cannabis auf Privatrezept verordnen aber die Krankenkasse kann sich weigern die Kosten zu übernehmen. Diese können sich im Monat schnell auf 500-600€ summieren.
Alle Erfahrungsberichte sind subjektiv und keine Therapieempfehlung!
Ergänzt am 27.07.23