Effizienz als systemisches Risiko

18. April 2025

Systeme sind keine Maschinen.
Sie sind lebendig.
Verflochten.
Unvorhersehbar.

Und genau das macht Effizienz so gefährlich –
wenn sie zur Steuerungslogik wird.

Ein System besteht aus Beziehungen.
Nicht nur zwischen Teilen,

sondern zwischen Zeitpunkten.
Zwischen Möglichkeiten.
Zwischen Fehlern.

Ein System ist ein Gespräch.
Nicht nur eine Abfolge von Befehlen.

Effizienz trennt.
Sie sagt:
Was stört, muss weg.
Was doppelt ist, muss raus.
Was nicht direkt nützt, darf nicht bleiben.

Das klingt sauber.
Aber Systeme brauchen das Unsaubere,
um nicht zu zerbrechen.

Resilienz beginnt da,
wo Effizienz endet.

In der Redundanz.
Im Umweg.
In der Fähigkeit,
einen Fehler zu absorbieren,
ohne sich selbst zu verlieren.

Ein zu effizientes System ist fragil.
Es ist schlank, aber nicht elastisch.
Schnell, aber nicht klug.
Zielgerichtet, aber blind für Störungen.

Effizienz schafft klare Linien –
aber keine Rückfederung.

Wenn ein Teil ausfällt,
kippt das Ganze.
Denn es gibt kein Backup.
Kein Dazwischen.
Kein Spiel.

Alles ist ausgerechnet.
Aber nichts ist abgefedert.

Der Körper ist auch ein System.
Er übersteuert nicht.
Er puffert.
Er heilt langsam,
weil er nicht nur repariert –
sondern erinnert.

Auch Schmerz ist darin eine Funktion.

Systeme mit Rückkopplung,
mit Spielraum,
mit Vielfalt –
sind nicht effizient.
Aber sie leben länger.

Denn sie lernen.
Nicht aus Programm,
sondern aus Erfahrung.

Die Natur ist nicht effizient.
Aber sie ist unfassbar resilient.

Eine Monokultur ist effizient.
Bis der Pilz kommt.
Dann bricht sie.

Ein Wald ist unordentlich.
Und bleibt bestehen.

Vielleicht ist Effizienz kein Feind.
Aber ein Gast,
der nicht zu lange bleiben darf.

Wenn er die Gesprächsführung übernimmt,
verstummen alle anderen Stimmen im System.

Und dann hört das System auf,
ein System zu sein.

Es wird zur Linie,
die keinen Bogen mehr macht.
Keine Schleife.
Keine Rückfrage.

Dieser Text spricht nicht zurück.
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