Was meinen wir, wenn wir effizient sagen?
Das Wort fällt leicht.
Es rutscht durch Sätze wie ein gut geöltes Zahnrad.
In Mails. In Meetings. In Methodenkoffern.
„Effizient arbeiten“,
„die effizienteste Lösung finden“,
„die Effizienz steigern“ –
es klingt nach Klarheit.
Nach Kontrolle.
Nach einem Ziel, das keine Fragen stellt.
Aber was meint es wirklich?
Meint es: schnell?
Oder meint es: zielgerichtet?
Oder vielleicht: möglichst wenig – mit möglichst viel Ergebnis?
Meint es:
kein Überfluss,
keine Umwege,
keine Wiederholung?
Oder meint es das, was nicht gesagt wird:
so wenig Mensch wie nötig –
damit der Prozess glatt bleibt?
Vielleicht ist Effizienz kein Begriff.
Sondern ein Befehlssatz.
Ein stiller Algorithmus,
der im Hintergrund rechnet,
selbst wenn niemand hinschaut.
Denn sobald wir „effizient“ sagen,
stellen wir eine Grenze auf:
Zwischen dem, was zählt –
und dem, was stört.
Zögern stört.
Redundanz stört.
Langsamkeit stört.
Nicht-Wissen stört.
Beziehung stört.
Effizienz ist ein sprachlicher Tunnel.
Was durchpasst, wird als sinnvoll markiert.
Was sperrig ist, bleibt draußen.
Und während wir durch diesen Tunnel gehen,
vergessen wir:
Dass auch das Gehen eine Entscheidung war.
Denn Sprache ist nie neutral.
Sie wirkt wie Architektur.
Sie lässt uns auf bestimmten Wegen denken –
und nicht auf anderen.
Wenn wir „effizient“ sagen,
sprechen wir mit der Stimme eines Systems,
das nicht fragt:
Was tut gut?
sondern:
Was geht schneller?
Was weniger kostet.
Was weniger stört.
Was funktioniert.
Aber was,
wenn das Funktionieren
selbst zur Störung wird?
Wenn das, was wir Effizienz nennen,
eigentlich eine Enge ist?
Ein Frame.
Ein Raster.
Ein Normwert,
der vorgibt, wie viel Leben in eine Stunde passt.
Vielleicht lohnt es sich,
diesem Wort die Maske abzunehmen.
Nicht, um es zu bekämpfen.
Sondern um zu sehen,
was wir sonst noch sagen könnten –
wenn wir nicht immer effizient sagen müssten.
Vielleicht meinen wir manchmal etwas ganz anderes:
Etwas Weiches.
Etwas Suchendes.
Etwas, das Raum lässt.
Für Fragen,
für Zweifel,
für Stille.
Etwas,
das noch keinen Namen hat.
Oder gerade erst beginnt,
sichtbar zu werden –
im Unbegriffenen.
Dieser Text spricht nicht zurück.
Aber du darfst – hier: @mindgapper@mastodon.social
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