Life is a Journey!

RetroTagebuch 1983 (3)

“Endlich an den Strand!”

Es soll ans Meer gehen, in die Sonne – da ertragen wir sogar den Sunshine Reggae. Unterwegs dürfen wir uns ein Referat über Sinti und Roma anhören, … was mit „Begeisterung” aufgenommen wird.“ 

lauten die Zeilen in der alten Reisekladde von 1983.

St. Marie de la Mere

Worum ging es nochmal? Die Wallfahrt der Angehörigen der Roma, Manouches, Sinti und Jenischen im Mai. Die weißen Häuser des kleinen Fischerdorfes vollendeten das Bild der Landschaft. Unser Lehrer kommentiert die Stiere. Die Kirche des Dorfes darf natürlich in der Reihe der unzählbaren antiken Gebäude, die es zu besichtigen gilt, nicht fehlen.

“Danach schlenderten wir zu dritt über den Markt, um Land und Leute kennen zu lernen. Zum Leidwesen aller ist das Dorf jedoch so klein, dass wir immer wieder auf bekannte Gesichter stießen. 40 Mädchen....

40 Mädchen lassen sich eine Stunde später auf dem Sandstrand von St. Marie des la Mer nieder und verscheuchen jegliches Publikum.

Hinein in die Fluten! Und dann braten. Einigen ist die Sonne an jenem Tag dann aber später doch noch sehr zu Kopf gestiegen…”

Avignon & Vaucluse

“Mehr als die Hälfte der Zeit ist schon vorbei und keiner hat es gemerkt. Heute am Sonntag ging es auf zur Messe in den Papstpalast. Innen ist es dumpf und stickig, also flüchtete ich bald wieder und rauche draußen mit I. eine Zigarette. Andere gehen anschließend zum Flohmarkt.”

Nachmittags fuhren wir, begleitet von zwei jungen Herren (erinnert ihr Euch? Sie reisten von Anfang an mit, und (!)  sie sind noch da) zur Fontaine de Vaucluse. Von wegen reine Mädchenschule!!

“In strömendem Regen klettern wir über glitschige Steine zur Quelle hinauf und dann schnell wieder runter. Ich erwerbe hier kleine Schuhe aus Leder mit Lammfell als Mitbringsel für ein Neugeborenes, das heute selbst schon wieder Lehrerin ist.”

Bernd hat am Schluss ein Lagerfeuer gemacht. Zuerst setzen wir uns aber in den Bus, weil es draußen so ungemütlich kalt und nass war.”

Ein großer Fehler! Im Bus gab es ein sogenanntes Fahrtenbuch, um schöne Momente der Reise festzuhalten und ich schrieb (aus Langeweile) etwas über den aufziehenden Gruppenkoller hinein, der nicht ausbleibt, wenn 40 Mädels auf engem Raum mehrere Tage zusammengepfercht sind. Dunkle Wolken zogen auf….und stundenlange Diskussionen, warum jemand etwas so oder so gemeint hatte. Heiter bis wolkig habe ich diesen Tag in Erinnerung. Morgens ziemlich heiter, abends eher wolkig...

Les Baux de Provence

Les Baux ist ein malerisches Dorf mitten im Gebirge und gilt als eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Ich erinnere mich noch gut, wie wir durch die engen Gassen gestapft sind und auch, dass ausgerechnet in dieser malerischen Umgebung wieder der Gruppenkoller ausbrach. Zum Glück habe ich vergessen, worum es ging.

Arles

“Zurück zum Bus und auf nach Arles. Nach der Besichtigung der Arena, betreten wir das Amphitheater. Eine lässt einen  schwarzen Käfer über ihren Arm laufen. Sofort schießen die Fotoapparate. Dann haben wir, nach einem Klosterrundgang, von dem ein Foto existiert, das Bände darüber spricht, was wir davon halten, beschlossen , dass es nun genug der Kultur sei, und uns Freizeit gegönnt sei.”

Einige ganz Beflissene haben sogar an dem Abend noch einen Opernbesuch, Carmen, angeschlossen, andere, zu denen ich auch gehörte, haben den Abend im Chateau bei einem oder zwei Gläsern Wein verbracht.

Aix en Provence & Cassis

In meinem Tagebuch heißt es: “Nachdem wir uns eine Kirche angesehen haben, gilt es die üblichen Souvenirs für Verwandte einzukaufen. Einige haben das schon am ersten Tag erledigt, nur wir Nachzügler überlegen noch. Naja, erst mal in ein Café, denn bei Zigarette und Kaffee lässt es sich leichter überlegen.

Schließlich und endlich fahren wir ohne Souvenirs weiter. Bernd lenkt den Bus sicher durch Marseille, vielleicht zu sicher, denn er verfährt sich. Also wieder zurück. Plötzlich meldet der Lehrer: “Alles aussteigen!“

Und tatsächlich -zwischen Sonnenöl, Bikinis und Handtüchern ist ab und an der Strand und das Meer erkennbar. Die Konsequenz ziehend setzen wir uns in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung und besichtigen den Ort.

Ich erinnere mich, dass wir durch einen sehr friedlichen Garten gegangen sind. Später gesellen wir uns dann wieder zu den anderen, obwohl es auf den Steinen unbequem ist.

Plötzlich verdunkelt sich der Himmel und der Lehrer bläst zum Aufbruch.”

Die Augustus Statue des Kaisers Augustus

“So ihr Souvenirs! Heute ist die letzte Chance Andenken und Mitbringsel einzukaufen, also auf nach Avignon und rein ins Gewimmel. Nach dem Mittagessen geht es dann richtig los. Nicht, dass einer denkt, es wäre nicht mehr genügend Zeit für Besichtigungen! Nein!

Zuerst fahren wir kilometerweit auf einen Berg, der eine Aussicht bis nach Genf haben soll (Mont Ventoux) oben angekommen, sind wir froh, dass wir den nächsten Stein sehen können. Denn es herrscht dichter Nebel.

Der nächste Halt, ein Triumphbogen. Wir hören auf der einen Seite ein Referat, schauen hoch, wackeln zur anderen Seite und schauen noch mal hoch und steigen wieder in den Bus. Immerhin wir haben ihn gesehen.”

“Aber jetzt, was jetzt kommt ist die Schikane aller Schikanen!”

Dachten wir damals.

“Über Steine und Äste stolpern wir einen Berg hinauf, um von dort die Augustus Statue des Kaisers Augustus, wie der Lehrer sie angekündigte, betrachten zu können.

Den Abend verbringen wir bei einer Knoblauchsuppe und einem Lagerfeuer am Pont du Gard.”

Aurevoir France!

“Zum letzten Mal wecken uns die Klänge eines bekannten Songs, zum letzten Mal streiten sich die Bewohnerinnen des Zimmers mit den elf Betten und die Waschbecken, zum letzten Mal schlucken 40 Mädchen Gummibrot. Wir fahren nach Hause.

Die Rückfahrt verläuft ruhig.

Bernd stellt eine Rekordzeit von 15 Stunden auf.

Der Alltag beginnt.”

Die Feuerzangenbowle, die wir vergangenes Weihnachten löffelten (es war nicht wirklich Feuerzangenbowle), brachte auch die Wahrheit nicht zu Tage, nämlich die Wahrheit, ob die jungen Herren tatsächlich bis zum letzten Tag bei uns geblieben sind. Und den Bus nach Hause eskortierten. Aber ich glaube ja.

Und natürlich gab es auch am Bus bei der Heimkehr ein paar sehr rührende Szenen. Über die Größe und den Geschmack der Blumensträuße lässt sich natürlich streiten. Aber das jeweilige Bouquet passte zum jeweiligen Herrn. Es reichte von langstieligen roten Rosen bis zum bunten Biedermeierstrauß.

Schön. Romantisch.

Und was die Musik betrifft …

“Alt wie ein Baum” erhält eine ganz andere Bedeutung, wenn man gerade sein 40jähriges Klassentreffen hinter sich hat. Spannend ist schon, dass wir 1983 von einer DDR-Rockband begleitet wurden, nichtwissend, dass nur wenige Jahre die Mauer fällt.