Das Briefbündel.
Im digitalen Netzwerk Stayfriends gibt es eine Rubrik,
die fragt:
“Was ist aus Dir geworden?”
Ich bin immer versucht, zu schreiben:
“Hoffentlich ein Mensch.”
Hieran musste ich vergangenes Wochenende denken, als wir beim 40jährigen Klassentreffen darüber sprachen, was das Leben aus uns gemacht hat.
Es wurde eine lange Nacht.
Das Wiedersehen war ein unglaubliches Erlebnis. Unglaublich deswegen, weil sich nichts geändert zu haben schien. Wir waren alle sofort wieder genau wie damals.
Es war ein Gewusel voller Albernheiten und auch vieler ernsthafter Gespräche.
Ich fand beeindruckend, mit welch inspirierenden Menschen ich zur Schule gegangen bin, gerade auch, weil wir eine Mädchenschule waren.
Eine Freundin hatte mir Briefe mitgebracht, die ich ihr in der Zeit zwischen 1980 und 2007 geschrieben habe. Postkarten, Luftpostbriefe nach Australien, wo sie einige Zeit verbracht hatte. Briefe mit dem Absender West-Germany. Und Adressen mit alten Postleitzahlen, die längst vergessen sind.
Briefe kreuz und quer durch die Republik, die Zeugnis dafür sind, wie verbunden wir in unserem Schulfreundinnennetzwerk waren und sind.
Ein wundervolles Geschenk.
Ich habe das hübsch geschnürte Bündel erst ein paar Tage später geöffnet und war überrascht, meinem jüngeren Ich zu begegnen, auch überrascht, welche Themen wichtig waren und was auch fehlt.
Das Geschenk hat mich inspiriert, wieder neue Briefe zu schreiben. Und gleich habe ich bemerkt, dass diese Form im heutigen Informationszeitalter zur Poesie werden kann.
Irgendwann endet der Postversand. Nicht, weil wir uns aus den Augen verloren haben, sondern weil die eMail eingeführt wurde.
Schade, dass die sich so schlecht bündeln lässt …
“Was ist aus Dir geworden?”
Wir sind weiter im Werden.
Persönliches Wachstum hört nie auf.