Vom Leben am Meer.

Ein Tag im März.

Der Morgen dämmert herauf.

Ich stehe auf und koche eine Kanne Tee. Während der Tee zieht, folgt eine kleine Morgenmeditation und ich lese ein paar Seiten in einem Buch meiner Wahl.

Es liegen immer ein paar Bücher bereit, die ich nach und nach zu Ende lese.

Etwas Gutes, etwas Durchdachtes lesen bevor ungefiltert die Katastrophen der Welt den Tag durchbrechen, ein gutes Buch zur Hand nehmen.

Verrückt! Ich war mit 11 Jahren schon literaturverliebt, aber der Schule wollte es nicht so recht gelingen, die Pflichtlektüren mit dieser Liebe in Verbindung zu bringen.

Ein gutes Buch.

Was ist ein gutes Buch? Das muss jede/r selbst beantworten. Bei mir ist es manchmal ein Krimi, manchmal ein Roman, manchmal ein Klassiker.

Gut ist jedenfalls, wenn zu spüren ist, dass die Autor/innen sich etwas dabei gedacht haben als sie das Buch geschrieben haben. Es hat Zeit gebraucht, Gedanken zu formulieren. Und wenn ich mich dann noch wiederfinde, inspiriert werde und viele Gedanken notiere, dann ist es ein besonders gutes Buch.

Heute, an diesem 5. Tag im März, habe ich in “Die letzte Reise des Karl Marx” gelesen. Ich habe es zufällig in der Onleihe der Stadtbibliothek gefunden. Der Autor, Hans Jürgen Krysmanski, war Hochschullehrer und Soziologe an der Universität Münster und schreibt sehr unterhaltsam über die Reise, die Karl Marx 1882 zu Kur- und Erholungszwecken macht. Er reist über Paris, Marseille und Algier nach Monte Carlo.

Mir gefällt gerade das folgende Zitat, es passt zu meinen Reise- und Küstenkladden.

Alles, was Marx von nun an denkt und schreibt, wird in sein Reisegepäck in eine dicke Extramappe passen müssen oder in die Briefumschläge, die er an seine Töchter, an Engels und Freunde adressiert.

“Moin. Mit Tee.”

geht dann ein kleiner Gruß in die Fediverse-Community hinaus. Es wird zurück gegrüßt. Man nickt sich zu.

Ich versuche das tägliche Past Puzzle zu lösen.

Kleine Einstiege in den Tag. Dann sind Herr und Hund zurück von der Morgenrunde.

Im Studierzimmer, so nenne ich es lieber als Arbeitsraum, denn ich lerne gerade mal wieder so viel dazu, setze ich mich ans Klavier (Keyboard). Die amerikanische App schlägt mir vor, die Nationalhymne der Ukraine zu üben.

Zufall?

Die Übung geht ungewohnt leicht von der Hand. Und die Hymne klingt ganz wundervoll.

So beginnt der Arbeitstag.

Lehre mit Kaffee

Der Weg ins Homeoffice ist kurz. Vom Klavierhocker hinüber zum Schreibtischstuhl. Ich schalte den Computer ein, starte das Intranet, öffne die Emails, bereite Bewertungsbögen vor und trinke einen Kaffee.

Ich empfinde es als Luxus, am Meer leben zu können und gleichzeitig virtuell mit dem Team bundesweit verbunden zu sein. Und dann auch wieder in Präsenz an unterschiedlichen Standorten (und virtuell) mit den Studierenden zu arbeiten. Beides entspricht meinem Naturell: konzentriert und in Ruhe arbeiten zu können und herum zu kommen.

Im Intranet wird nach Unterlagen gefragt, wir tauschen uns aus, unterstützen uns.

Am Vormittag findet dann der erste Termin, eine virtuelle Prüfung, statt.

Später korrigiere ich Klausuren in Sozialmanagement. Der Hund bringt einen Tennisball. Eine willkommene Pause!

Die Sonne scheint.

Raus in die Sonne!

Die Verandatüren können offen bleiben.

Zurück am Schreibtisch treffe ich dann letzte Vorbereitungen für den Nachmittagskurs.

All inclusive?

Die freie Entwicklung eines jeden

ist die Bedingung für die freie Entwicklung aller.

hieß es morgens in die “Die letzte Reise des Karl Marx”

Gedanken aus dem Jahr 1882.

Wir schreiben das Jahr 2025 als ich nun am Nachmittag den virtuellen Vorlesungsraum betrete.

Es geht um Inklusion.

Die Studierenden befassen sich mit der UN-Behindertenrechtskonvention und der Frage wie Inklusion und Vielfalt pädagogisches Handeln werden können. Seit der Bildungsreform, die durch den sogenannten Pisa-Schock angestoßen wurde, greifen die reformpädagogischen Ansätze in den Kitas besser denn je und gerade die frühkindliche Bildung setzt darauf, die individuelle Entwicklung der Einzelnen zu fördern. Mit dem Rechtsanspruch ist das Thema Inklusion und Vielfalt an vielen Orten tägliche Praxis.

Schwerpunkt heute ist die Anti-Bias-Pädagogik, die das vorurteilsfreie Handeln anstrebt.

Wir diskutieren darüber, wie die Bildungskette zwischen Kita und Schule geschlossen werden kann, da gerade auch die Schulen in den letzten zwei Jahrzehnten einen Paradigmenwechsel erleben. Die Schule der Zukunft ist auf dem Weg. Wir schauen den Film Was macht eine gute inklusive Schule aus?, der bundesweite gute Beispiele veranschaulicht.

Blaue Stunde am Meer.

Nach dem Kurs steige ich auf das Fahrrad und fahre zum Strand, mache es mir in einem Strandkorb gemütlich und sehe dem Treiben zu. Zum ersten Mal in diesem Jahr! Die Sonne ist heute frühlingshaft warm.

Am Strand wurde der weiße Sand aufgeschüttet, die Vorbereitungen für den Sommer laufen auf Hochtouren. Aber noch gehört er den Hunden, die fröhlich in den neuen Sandhügeln herumtollen.

Am Horizont säumen die kahlen Bäume die mecklenburgische Küste, die Fähre nach Finnland schiebt sich mächtig durch die Trave vorbei am verschwindend kleinen, grün-weißen, Leuchtturm der Nordermole in die Ostsee.

Es ist Ebbe. Selbst bei den großen Steinen zieht sich ein breiter Sandtreifen von der Steilküste vorbei an den verlassenen Badestegen bis hin zum Leuchtturm.

Der Abend dämmert herauf.

———————————————————————————————————

Premiere! Zum ersten Mal mache ich mit bei “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” oder kurz #WMDEDGT.

Zu dieser Frage trifft sich der Freundeskreis des Tagebuchbloggen am 5. eines Monats in Frau Brüllens Blog. Danke dafür! Es macht viel Spaß!

Die Regeln zum Mitmachen sind einfach:

Ich freue mich schon auf das nächste Mal!

#Frühling #März #EinTag #Tagebuch

Discuss...