Vom Leben am Meer.

Heilige Ruhetage oder schlicht: frí!

Urlaub. Ein seltsames Wort, das wir Germanen uns da für dienst- und arbeitsfreie Tage ausgedacht haben. Allein wie das klingt! Wie Laute, die Neandertaler ausspeien.

Das Wiktionary meint, der Begriff kommt vom mittelhochdeutschen “erlauben”.

Wie vielversprechend klingen hingegen Worte wie vacation – egal ob man sie französisch, englisch oder lateinisch ausspricht.

Immerhin haben wir noch das andere Wort in der deutschen Sprache: Ferien. Wie es auch bei den glücklichen Dänen heißt: ferie. Oder schlicht auf isländisch: frí.

Ferien geht auf den lateinischen Begriff feriae (Festtage) zurück, im alten Rom hatte es die Bedeutung von heiligen Ruhetagen. Irgendwie ja auch grad passend zu Pfingsten.

Mir sind gerade ein paar heilige Ruhetage vergönnt, nur eine Woche, aber es ist doch herrlich einfach mal “frí” zu haben!

Stille heißt, eine Pause einlegen,

um Dinge wieder zu entdecken,

die uns Freude bereiten.

Erling Kagge

“Dinge wieder zu entdecken, die Freude machen” schreibt der norwegische Abenteurer Erling Karge in “Stille”. Er muss es wissen. Er hat viel Stille bei seinen Antarktis Expeditionen erlebt.

Ich versuche schon, diese Freuden in den Alltag zu integrieren. Ganz stolz bin ich auf meine täglichen Piano-Keyboard Übungen, fast jeden Tag seit November. Manchmal nur 10 Minuten. Aber immerhin. Und tatsächlich: Ich mache Fortschritte. Langsam, aber genug, das ich Lust habe, weiter zu üben.

Und doch, wenn ich all das in den Alltag integriere, was mir Freude bereitet, bleibt für alles zu wenig Zeit. Und so kriecht die Muße erst in der freien Zeit wieder so richtig hervor.

Das gilt auch für Museumsbesuche. Natürlich möchte ich mir unbedingt die neue Thomas Mann Ausstellung “Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie.” in St. Annen ansehen. Verrückt! Letztes Jahr fragte eine Studentin im Januar in der Ringvorlesung zum Zauberberg, was das Werk mit den Demonstrationen auf der Straße zum Erhalt der Demokratie zu tun habe.

Die Frage hat mich nicht mehr losgelassen, denn während der Lektüre des Zauberbergs im letzten Jahr wurde die Antwort immer offensichtlicher, auch weil die Welt so aus den Fugen gerät. In der ARD Audiothek gibt es einen Haufen Erzählungen von Thomas Mann als Hörbuch und den Zauberberg sogar als Hörspiel.

Damit es sich gleich wie Ferien anfühlt, bin ich zu einer Radtour aufgebrochen, schon lange geplant, aber nie war so richtig Zeit. Zunächst bin ich mit Zug und Rad ins Hinterland gefahren und dabei auf Gruppen getroffen (Frauen und Männer), von denen ich dachte, sie seien eher am Vatertag unterwegs. Aber es gibt sie an Pfingsten und dass Pfingsten überhaupt viel los ist, war auch irgendwie klar.

Von meinem Haltebahnhof ging dann die Fahrt an der Ostseeküste zurück. Das Glück kam von oben. Nein, nicht der heilige Geist, sondern Regen. Es war nur ein kleiner Sprühregen und machte die Bahn frei.

Zum Weiterlesen: Buddenbohm & Söhne hat sich Gedanken dazu gemacht, wie lange es braucht, bis die Erholung einsetzt.