Herbst – warum nicht?
“Herbst? Warum nicht;
es ist ja alles bereit, die Früchte sind groß,
und die kleinen Störche sind von den großen nicht mehr zu unterscheiden.
…
Ist es nicht, als wäre er das eigentlich Schaffende, schaffender als denn der
Frühling, der schon gleich ist, schaffender als, wenn er kommt mit seinem
Willen zur Verwandlung und das viel zu fertige, viel zu befriedigte, schließlich
fast bürgerlich-behagliche Bild des Sommers zerstört?”
schreibt Clara Rilke 1904 in ihren Briefen.
Zugegeben, ich habe den Rilke noch nicht beiseite gelegt, die Zeilen stammen aus seinem Büchlein “Herbst”.
Küstenleben.
Herbstliches Laub fegt über die Strandpromenade. Eine kleine Invasion von Feuerquallen hat die Schwimmroutinen unterbrochen. Es ist die Zeit im Jahr, wenn sie das Dorf erreichen. Ende August.
Die Alexander von Humboldt liegt im Hafen. Der Dreimaster bietet Tagestörns in die Ostsee an. Mit seinen grünen Segeln und Schiffswänden ist das Schulschiff ein echter Hingucker.
Das Möwengeschrei wird weniger. Als ich letztens ein paar Tage im Teufelsmoor unterwegs war, haben sie mir echt gefehlt. Möwenlose Städte sind möglich, aber seltsam.
Gleichzeitig ist es traurig, mit ansehen zu müssen, was die leergefischten Meere mit den Tieren machen. Sie sind in großer Not und stürzen sich auf jedes nur erreichbare Fischbrötchen, um ihre Kleinen und sich selbst satt zu kriegen.
Studie: Fischbestände in Ost- und Nordsee dramatisch überschätzt.
Dass der Klimawandel hier an der Küste seine unmittelbaren Auswirkungen hat, zeigen auch die Abbrüche an der Steilküste. In Paradies verloren, Welt noch zu retten gibt es Hoffnung, dass Politik durch geeignete Massnahmen noch gegenlenken kann.
Im #Dorf beschäftigen uns auch andere Probleme: Lassen Sie die Kuppeln der Villa Mare dort, wo sie sind! Es mag im Vergleich zu den Umweltproblemen etwas banal erscheinen, aber tatsächlich wurde für diesen Ort endlich eine gute Lösung gefunden, der Begegnung fördert, so dass der Abbau der Kuppeln nicht nachvollziehbar wäre.
Lernen, Lehren, Wachsen.
Am Montag gehe ich an Bord, so heißt der Prozess, den ich dann durchlaufen werde: Onboarding. Ein Unternehmen von innen kennenlernen, könnte man auch sagen. Jedenfalls gibt es viele Einführungsvideos, die mich ein paar Tage beschäftigen werden.
Denn nachdem ich zwei Jahre freiberuflich für die Hochschule gearbeitet habe, steige ich jetzt als Academic Lecturer ein. Die Aufgabe ist die Gleiche. Ich werde verschiedene Vorlesungen im Studium “Soziale Arbeit” und “Kindheitspädagogik” halten.
Vielleicht habt ihr es gemerkt, was sich zunächst als eine nette Nebenbeschäftigung anmutete, ist zu einer kleinen Leidenschaft geworden. Es fasziniert mich, einen Beitrag zu der Ausbildung zukünftiger Sozialarbeitenden leisten zu können. Und mich fasziniert auch die Frage, wie eine Leidenschaft für Theorie entflammen kann, vielleicht gerade deswegen, weil ich aus meiner eigenen Praxis weiß, wie sehr einen praktische Fragestellungen davon abhalten können.
Als ausgebildete Bildungswissenschaftlerin fasziniert mich auch die Frage, wie aus Studierenden und Lehrenden Bildungspartner_innen werden können, damit Lernen, Lehren und Wachsen bestmöglich und zeitgemäß gelingt.
Allerdings ist da auch ein Thema, das die Freude trübt. Das Thema #Bildungsarmut, womit leider auch Studierende kämpfen: knapper Wohnraum, Inflation und zu wenig Geld zum Leben.
Für Kinder und Jugendliche bis zum Schulabschluss gibt es Programme, wie die Chancenstiftung, das die Förderung von Nachhilfe unterstützt.
Ein anderes Angebot ist ein kostenloser Online-Kurs, der Eltern unterstützen kann.
Was die Studierenden betrifft, fordert der Paritätische eine Reform des Bafög.
Gelesen, Gegessen, Geschaut.
Aktuell mühe ich mich mit der Lektüre “Der stumme Frühling”, ein Ökoklassiker von 1963 der Amerikanerin Rachel Carson.
Nach längerer Zeit habe ich mal wieder Labskaus gegessen. Selbst gekocht habe ich es noch nie. Das liegt sicher auch daran, dass der Gatte das hauptsächlich und sehr gut macht, der aber dieses Gericht nicht mag.
In der ARD Mediathek gibt es den Film “Opa, ledig, jung” – schauspielerisch und inhaltlich sehr gelungen!