Vom Leben am Meer.

Kaffee mit Blick auf Venedig.

Es regnet den ganzen Tag.

Selbst der Hund verschläft, weil es so dunkel ist.

Ich zünde ein paar Kerzen an, wobei zünden nicht der richtige Ausdruck ist. Ich schalte ein paar Kerzen ein. Es gibt Worte, die klingen einfach nicht so romantisch. LED, bäh, oder Fernbedienung.

“Kein offenes Feuer!”

Das muss an den vielen Brandschutzseminaren liegen, die während eines Arbeitslebens so anfallen, mittlerweile online: Lernpfad Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz. Alles in einem Rutsch!

Zusammen mit Köchinnen, Hauswirtschafterinnen, Hausmeistern, Psychologinnen, Ärztinnen und Pädagoginnen war es damals auch nett. Wir saßen alle in einem Seminarraum, während vorne ein Feuerwehrmann viele Warnungen ausstieß. Da ich lange nicht mehr in einer Fortbildung gewesen war, war mir zunächst nach Rumalbern, aber das war nicht angemessen. Also brav zuhören. Ich konnte noch einiges lernen.

Kaffeeklatsch.

Telefonate sind irgendwie selten geworden. Es gibt mehr Spams als echte Anrufe. Und weitaus mehr Textnachrichten als Telefonate.

Aber heute hatten die Freundin und ich einen ausgiebigen Schnack-Klön, wie die Norddeutschen sagen. Echter virtueller Kaffeeklatsch!

Wir plaudern unter anderem über eine Reise nach Venedig und denken an die Schriftstellerinnentante, die uns eines ihrer Venedigbücher gewidmet hat: “Canale Mortale”. Plus den Jungs von Gia Schiavi, einer typischen venezianischen Weinbar.

Freundin und Tante sind interessierte Leser:innen der Küstenkladde, daher geht heute ein besonderer Gruß an beide.

Und dazu passt eine Notiz aus meinen Reisetagebüchern als heutiges Reiseschnipsel.

Reiseschnipsel: Venedig.

Rosarot vor hellblauem Himmel und türkisgrünem Meer erscheint in der Flugzeugluke eine kleine Insel, es scheint, sie liegt ganz alleine dort im Meer. Gleich erkenne ich den Campanile de San Marco.

Ich musste damals kichern, denn tatsächlich hatte ich ihn, nachgebaut, zuerst in Las Vegas gesehen, wieviel schöner ist er doch in echt!

Seit wir die Alpen überflogen haben, scheint die Sonne.
 Kurz nach der Landung ziehen wir mit unserem Gepäck dem überdachten Weg folgend zum Bootsanleger. Italiener mit coolen Sonnenbrillen palavern dort herum und nach einer Weile nehmen sie uns auch wahr und verstauen uns samt Gepäck im Boot.

„San Marco? Va bene!“ rufen sie.

Wir nehmen schaukelnd in dem langgestreckten Boot Platz.
Tief im Wasser liegend durchquert das Boot das Meer. Der Weg ist durch Holzpflöcke gekennzeichnet. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Wenn das Boot irgendwo anlegt, was zwei Mal geschieht, bevor wir aussteigen, nähert es sich scheppernd dem Anleger, so dass man Angst hat, es würde gleich untergehen.

Wer in früheren Zeiten Venedig erobern wollte, kam von der Seeseite.

Und hier zeigt es sich auch von seiner ganzen Pracht: der majestätische Dogenpalast, die Markusbasilika mit ihren byzantinischen Kuppeln und der Campanile in seinen weißrötlichen Farben in strahlendem Sonnenschein.

Schwankend verlassen wir das Boot und ziehen unsere Koffer Richtung Markusplatz. Der Carnevale ist gerade vorbei in Venezia. Wir kommen einen Tag zu spät. Aber auf den Gassen und Plätzen, den Brücken und Wegen liegt noch Konfetti verstreut. Venedig zeigt sich farbig bunt.

Ein Heer von Tauben signalisiert uns, dass wir auf dem Markusplatz angekommen sind. „Hotel …?“ fragen wir einen Straßenhändler. „Si, va bene!“ ruft dieser aus.

Als wir kurze Zeit später losziehen, Venedig zu erkunden, scheint die Sonne noch immer. Wir verlassen das Hotel nach rechts und überlassen uns dem Gassengewirr Richtung Rialtobrücke. Irgendwo kehren wir in einer kleine Kaffeebar ein und trinken unseren ersten italienischen Cappuccino. „Due Maxi!“ ruft die Kellnerin.

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