Vom Leben am Meer.

Oliven sind Gold genug.

Sommer und Herbst an einem Tag!

Morgens und abends ist es kalt an der Küste, die Blätter fegen über die Straße – dazwischen heiss, so dass die Haut brennt und das Wasser aufwärmt.

Einer der dicken Pötte hat heute ein Wendemanöver auf See geleistet. Ein Containerschiff, nur noch ein paar Meter vom Skandinavienkai entfernt, drehte plötzlich mitten auf See um und fuhr davon.

Der Skandikai – wie die Einheimischen sagen – wurde nicht angefahren.

Warum, weshalb, wieso? Werden die Lokalnachrichten darüber berichten?

Diese Staycation arten in ein Kreativtreff aus. Klavier lernen, lesen, malen.

Aber für den Augenblick einfach kein Stress und am Steg abhängen, in die Sonne blinzeln, Pötte beobachten und schwimmen.

Obwohl …

Theater – Theater …

… ein paar Bücher liegen hier zum Thema Amateurtheater herum. Vielleicht lauert am Horizont ein neues Projekt? Theater spielen? Früher habe ich das eine Weile gemacht und so kam mir auch hier die Idee, warum eigentlich nicht, mal wieder die Bretter, die die Welt bedeuten, betreten.

Aber hier im Dorf gibt es keine Bretter. Was es gibt, ist eine Bühne. Eine ganz tolle sogar. Aber draußen. Und was es wohl nicht gibt, ist eine Theatergruppe. Und so schrieb ich denn einen Club hier vor Ort an, der diverse Freizeitprogramme organisiert, ob so etwas angedacht wäre und äußerte todesmutig fügte ich dazu, dass ich Theaterpädagogik studiert hätte und evtl. auch selbst und so …

Sie haben sehr schnell geantwortet. Waren auch interessiert, sind dann aber erstmal in Urlaub gefahren und so bleibt spannend, ob und was daraus wird.

Man kann auch in die Höhe fallen.

Dazu passt die Lektüre des Buches von Joachim Meyerhoff, der lange am Wiener Burgtheater gespielt hat: “Man kann auch in die Höhe fallen”. Er erzählt mit viel Humor über sein allererstes Engagement in “Das Dschungelbuch”. Der Regisseur war voller Ideen, welche weltpolitischen Themen alle aufgegriffen werden könnten und Meyerhoff, der den Panther Baghira spielte, sollte unbedingt singen, dabei singt der Panther im Dschungelbuch nicht und Meyerhoff kann auch gar nicht singen … also das Ganze endet im Desaster.

Im Buch gibt es tiefe Einblicke in das Leben der Theaterschauspieler:innen. Lustig zu lesen, aber sicher mehr als herausfordernd im realen Leben.

In meinen Reisetagebüchern finde ich Aufzeichnungen zu der Begegnung mit einer türkischen Bürgerrechtlerin.

Reiseschnipsel: Zurück an der Ägäis.

Der Golf breitet seine Arme … aus,

als sei er im Begriff, die griechische Insel Lesvos,

Heimat der griechischen Dichterin Sappho, zu umarmen.

Hyseyin Tüzün

Als ich damals ausgeschlafen hatte, trat ich in den schattigen Hof, wo ein paar Tische zum Verweilen einluden. Oder zu einer Plauderstunde mit Birsel Lemke. Birsel ist nicht nur die Besitzerin des Hotels, sondern wurde im Jahr 2000 mit dem sogenannten alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, weil sie engagiert gegen den Goldabbau gekämpft hat, der die Kulturlandschaft dauerhaft zerstört hätte.

„Oliven sind unser Gold, das ist genug.“ lautet ihre Credo.

Und so bieten ein paar aneinander gereihte Shops landestypische Ware an: Schmuck, Teppiche, Olivenöl und –seife.

Birsel hält sich am liebsten in dem Raum mit den vielen Teppichen auf, erzählt mir ihr deutscher Ehemann, weil dort ein Ofen steht.

Sie ist eine faszinierende Person. Beinahe alles, was sie sagt, kommt einer Lebensweisheit gleich.

Sie sitzt häufig dort, manchmal draußen, manchmal drinnen und diskutiert. Dabei hält sie immer ein türkisches Kraut in Form einer Zigarette zwischen ihren Fingern. Sie ist eine kleine drahtige Person mit pechschwarzem glatten, schulterlangem Haar. Ihr Alter sieht man ihr nicht an. Sie hat eine interessante Ausstrahlung nicht zu letzt durch ihr freundliches Lachen. Wir unterhalten uns einige Male kurz. Und lächeln uns häufig zu, wenn wir uns begegnen.

Sie lebt in einem wunderbaren Haus, das an den verwunschenen Hotelgarten angrenzt. Es gibt den Blick über das weite Meer frei. Das Hotel ist uralter Familienbesitz, der überall Birsels Handschrift trägt, seien es die alternativen Zeitungen, die vor dem kleinen Einkaufsshop hängen oder die Bücher in der Bibliothek. Sei es die Seife auf den Zimmern aus reinem Olivenöl oder der Schmuck, der verkauft wird.

Birsel lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern während der Sommermonate in Ören. Im Winter halten sie sich in Deutschland auf. Jochen Lemke, der Hotelbesitzer, ist als Student dorthin gekommen und hat sich in seiner Diplomarbeit mit Ephesus befasst. Er soll sich auf den ersten Blick in Birsel verliebt haben, die mit ihrem ersten deutschen Mann bereits den Club Orient betrieb. Die fünf Kinder waren schon auf der Welt. Sie hat sich dann von ihrem Mann getrennt und Jochen geheiratet. Die Kinder wuchsen bei ihm auf.

#Reiseschnipsel #Bücher