Schreiben. Lesen. Spielen.
Schon ist eine Woche Urlaub daheim vorbei. Wie schnell das immer geht!
Eine Woche, in der die Jahreszeit den Schalter von Sommer auf Herbst umlegte. Erst war es nur ein zartes “Komm, wir probieren es mal aus …” und morgens war es noch warm, aber dunkel.
Und dann plötzlich war der Sommer einfach vorbei! Gestern noch im Badeanzug am Steg – heute im Rollkragenpullover in der Wohnung.
Für die erste Woche habe ich mir natürlich wieder zu viel vorgenommen. Erholsam sollte es sein und kreativ. Sogar das Stricken wollte ich wieder anfangen, weil es doch vorne beim Dorfplatz neben dem Bioladen so einen hübschen kleinen Buch-, Kunst- und Strickladen gibt. Buchanker heißt der!
Aber nach einer Woche ist klar: zu viel, zu viel. Konzentration, bitte! sagt die innere Stimme. Kein Malen, kein Stricken, kein Fotografieren (höchstens vielleicht Knipsen).
Da sind ein paar Klavierstücke, die ich gerne viel besser spielen möchte. Die Cantate 147 von Bach, die im Grundkurs so leicht von der Hand ging … Und jetzt! Diese ganzen Tonleiterwechsel dauernd! Sternennacht von Don Mc Leon. Und von Puccinis “Nessun dorma” ganz zu schweigen.

Zu lesen gibt es auch so viel. Nachdem ich von Hans-Josef Ortheil das Büchlein “Mit dem Schreiben anfangen” gelesen hatte, lese ich nun “Nach allen Regeln der Kunst”. Total spannend zu lesen, dass er 1990 im Rahmen eines Studiengangs “Kulturpädagogik”, in dem alle Künste gelehrt wurden (Schauspiel, Literatur, Musik, Malerei, Medien) und der in der Form damals noch einzigartig war, “Kreatives Schreiben” lehrte. Davon und seinen Erfahrungen der letzten 30 Jahre handelt das Buch.
Hier lese ich u.a. über das Notieren. Dafür braucht es Kladden, heißt es. Vielleicht wie diese Küstenkladde? Ein Blog ist ja eine Art Notizbuch. Passt.
Wie geht es weiter bei …
“Meine Hände bluten jetzt bei jeder Berührung. Ich bringe täglich 6 Stunden damit zu, Seile zu Knoten zu knüpfen. Das soll ich so lange machen, bis ich die zehn gängigsten Schifferknoten mit verbundenen Augen und im Schlaf beherrsche. Ich muss jeden einzelnen genauestens scannen, und ich muss wissen, welcher Knoten wofür gebraucht wird.“
Franny hat es geschafft, auf der Saghani mitzufahren, aber die Crew lässt sie ganz schön schuften. Einen Eisberg haben sie auch schon gestreift. Zum Glück nur ein oberflächlicher Riss.
Joachim Meyerhoff ist in Lübeck. Seine Mutter hat ihn hingefahren. Von Schleswig in die Hansestadt ist ein ziemliches Stück und die 86jährige Mutter fährt wohl sehr rasant. Ihm verging jedenfalls Hören und Sehen. Dabei sollte er doch eigentlich aus unveröffentlichten Stücken vorlesen …
Während ich dieser Tage in meinen älteren und alten Reisetagebüchern lese, von denen hier manche Schnipsel abfallen, stelle ich fest, dass ich früher deutlich unbekümmerter geflogen bin als heute.
Die Notizen über den Monte Verità gestern haben mich nachdenklich gemacht. Den Menschen ist damals schon aufgefallen, dass die Auswirkungen der Industrialisierung, der Urbanisierung und dem damit verbundenen Materialismus ungesunde Lebensbedingungen nach sich zieht. Gegen das lügnerische Gebären der Geschäftswelt wollten sie sich stemmen und gegen konventionelle Vorurteile. Überraschend aktuell, was Ida Hofmann schreibt und selbst die “ortografi” sollte Ausdruck des einfachen Lebens sein:
«Die bedeutung des fon uns gewälten namens der anstalt [ist so] zu erklären, das wir keines wegs behaupten, die ‹warheit› gefunden zu haben, monopolisiren zu wolen, sondern dass wir entgegen dem oft lügerischen gebaren der geschäftswelt u. dem her konvenzioneler forurteile der geselschaft danach streben, in wort u. tat ‹war› zu sein, der lüge zur fernichtung, der warheit zum sige zu ferhelfen.»
– Ida Hofmann
Quelle: Thomas Blubacher: Frei und inspiriert. Sehnsuchtsorte der Dichter, Denker und Aussteiger. Ascona, Attersee, Capri, Bali, St. Moritz, Hiddensee. München 2013