Silent Sunday mit Chopin.
Sonntag!
Da es draußen tröpfelt, muss der Hund zum Spazierengehen überredet werden. Ja, solche Hunde gibt es! Nein, nein, er ist keineswegs ein Schoßhund, aber Wasser ist nicht so seins.
Im Gegensatz zum spartanischen Morgentee im Alltag, gibt es heute Sonntagsfrühstück. Kaffee und Croissants.
Und die Travemünde Kammermusikfreunde laden zu einen Duo Cello-Klavier ein.
Im Duo Violoncello-Klavier trägt Hans Christian Schwarz mit seiner Frau Tamami Schwarz von Beethoven Sieben Variationen über das Thema „Bei Männern welche Liebe fühlen“, Schuberts Arpeggione Sonate, sowie Stücke von Dvorak, Rachmaninoff und Chopin vor.

Danke an Gedankentänze für das YouTube Video “Bei Männern, welche Liebe fühlen” heute bei Mastodon und die Sonate von Schubert!
Das Konzert war ein Hochgenuss! Ein Stück, das Chopin am Anfang seiner Karriere musizierte wird gespielt und als Zugabe eines, das er am Ende komponierte.
Und das erinnert mich an eine Reise nach Valdemossa.
Reiseschnipsel: Valdemossa
George Sand und Frédéric Chopin verbrachten einen Winter auf Mallorca.
George Sand schreibt darüber ein Buch: „Ein Winter auf Mallorca“. Es ist weiss Gott kein Liebesroman. Auch nicht an die Insel.
George Sand schimpft wie ein Rohrspatz auf die Mallorquiner. Die zutiefst katholische Landbevölkerung will diese in wilder Ehe lebende Familie einfach nicht akzeptieren und Tourismus ist als Einnahmequelle noch keine Option.
Sie schimpft in ihrer Reisebeschreibung fürchterlich, weil Mallorca nichts bieten kann: keinen Komfort, keine Toleranz gegenüber Fremden. Die Mallorquiner sind zutiefst unfreundlich, Schweine werden gegenüber Urlaubsgästen bevorzugt
“Es ist schön mit anzusehen, mit wieviel Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit Tiere an Bord des Schiffes behandelt werden und mit wieviel Liebe man sie an Land absetzt.”
Vor 200 Jahren war nach den Beschreibungen von George Sand Mallorca eine naturbelassene, wilde Insel mit wenigen Einwohnern und viel Landwirtschaft.
“Nichts auf der Welt ist so traurig wie dieser Bauer, der nur beten, singen und arbeiten kann und niemals nachdenkt.”
Und dann wird doch alles noch anders.
“Ich schließe meine Augen und sehe wie im Traum -
Hier hat die Natur alles geschaffen, was Dichter und Maler sich träumen können.” schreibt sie in Reisebriefen.

An dem Tag, als das Paar mit den beiden Kindern Valldemossa entdeckt, offenbart sich George Sand die unendliche Schönheit der Insel.
Valldemossa, das nur 17 km von Palma entfernt in den Bergen liegt, ist ein bildschöner Ort. Die Luft dort oben ist kühler und ein exotischer Garten mit einem 800 Jahre alten Olivenbaum und einer Büste von Chopin verbindet das Städtchen mit dem Kloster.
Das Kloster und die Zelle von George Sand und Chopin haben kleine Vor- und Gebetsräume und -ecken, sind verschachtelt, verbinden sich mit drei größeren Räumen und die wieder mit einem gleich großen Innengarten, der eingemauert ist, aber sich in eine weite terrassenförmige Landschaft ergießt.
Klavierspiel klimpert durch die Räume. Ich wandle durch den Innenhof, der mich fasziniert. In der Mitte ist ein Kreuzgang, der von Bäumen überwachsen, köstlichen Schatten spendet. Steinerne Bänke laden zum Verweilen ein. Am Rand in der Sonne leuchten ein paar Orangen vor einer Mauer. Ein langer Wassertrog verspricht Kühle und lässt Wasser plätschern.
Am besten gefällt mir eine Art Aussenwohnraum, der mit einer langen Bank und einem Tisch am Rand eingerichtet und mit Pflanzen dekoriert ist. Zwei Terrakottakreuze erinnern an George Sand und Chopin.
George Sand schreibt:
Wenn mich in Paris Dreck und Nebel anwidern, brauche ich nur die Augen zu schließen und sehe wie im Traum jene grüne Kuppel, jene bleichen Felsen und jede einzelne Palme, einsam am rosafarbigen Firmament.
