Stille. Zeit?
Hörst Du den leisen Klang der Wellen
gegen das Ufer schlagen?
Erkennst Du die Weite, mit der Dein Blick über den Sand,
den Strand, das Wasser, das andere Ufer,
den Horizont bis zum Himmel und wieder zurück gleiten kann?
Riechst du die Mischung aus Seetang und Fisch?
Fühlst du den Wind in Deinem Gesicht?
Spürst Du die Ruhe?
November.
Wir blättern die Zeit um und es ist November.
Der November ist an der See eine stille Zeit.
Die Menschen machen es sich daheim gemütlich. Alle menschlichen Turbulenzen der vergangenen Monate scheinen ausgeblendet.
Im Oktober haben sonnige Radtouren im herbstlichen Laub zu verlassenen Schlössern geführt. Durch Grenzgebiete. Grenzen, deren Öffnung 1989 gefeiert wurden. Jetzt werden Grenzen wieder geschlossen. Passkontrolle. Menschen durchsuchen bis auf die Haut.
Verlassene Schlösser in Grenzgebieten, in denen die Natur intakt blieb, weil niemand sie betreten durfte.
Seltsame Widersprüche.
Der Sortiermonat.
Auf meinen Radtouren komme ich an einem Bücherschrank vorbei, den es in vielen Städten und Dörfern gibt. Alte Bücher werden aussortiert und finden neue Interessent_innen. Es braucht Zeit bis Bücher verfallen.
Die Sache mit der Zeit.
Einer, den das Thema über alle Maßen beschäftigt hat, war Thomas Mann in seinem Jahrhundertwerk „Der Zauberberg“. Aber auch Teresa Bücker hat ein feines Sachbuch über das Thema verfasst.
„Es ist … eine Frage der Gerechtigkeit, wie Zeit verteilt ist, wie sie genutzt werden kann, wie ihr Wert bemessen wird und wie sie erlebt wird.“
schreibt sie in „Alle_Zeit“.
Was ist wertvoll?
Zeit scheint einen hohen Wert zu besitzen.
Ist es Luxus, Zeit zu haben?
Kann der November ein Luxusmonat sein,
weil wir vielleicht mehr Zeit haben als den Rest des Jahres?
Vielleicht auch Zeit, um nachzudenken. Darüber nachzudenken, was einen Wert hat. Für uns persönlich, aber auch gesellschaftlich. Frieden steht da aktuell wieder ganz hoch im Kurs. Die neue Jugendstudie zeigt, dass junge Menschen vor Krieg die meiste Angst haben.
Was will ich tun?
Was will ich lassen?
Was erachte ich als wertvoll?
Aussortieren.
Der November ist dafür ein guter Monat.
Gelesen, gesehen, gehört.
„Ruhe … kann zu echter Einsicht, zu Heilung und sogar zu gesellschaftlichem Wandel führen.“
Zugegeben ein dickes Buch dieses „Ruhe“ von Leigh Mars und Justin Zorn.
Es geht weit über das Thema innere Ruhe hinaus. Es geht, ähnlich wie in „Alle_Zeit“ von Teresa Bücker, darum, politisch etwas zu verändern.
In der ARD den Film „Liebe auf Persisch“ gesehen, der humorvoll kulturelle Unterschiede unter die Lupe nimmt.
Und die Worte von Albert Camus, ganz wunderbar von Patti Smith gesprochen, höre ich gerne.
Immer wieder.
