Vom Leben am Meer.

Tiergeschichten.

Der Tag beginnt damit, dass der Hund die Tischdecke vom Esstisch zieht. Nach dem Spaziergang war er wilder als sonst, steckte seine Schnauze überall hinein, auch ins Tischtuch und rieb sich daran trocken, als sei es ein Handtuch. Und während wir noch witzelten, dass er eines Tages das ganze Tischtuch runterziehen würde, lag es auch schon am Boden.

Wir brachen in schallendes Gelächter aus. Der Hund selbst war nicht weiter verwundert und legte sich schlafen.

Der Himmel ist heute früh sternenklar. Die Temperatur liegt bei 10 Grad. Ob das Meer-Schwimmen nun vorbei ist? Es gibt immer diesen einen Tag im September, da ist plötzlich Herbst. Jedesmal nehme ich mir vor, dieses Jahr nicht. Dieses Jahr mache ich es wie die Winterschwimmenden und schwimme mindestens bis Oktober. Aber dann ist es kalt, so wie heute, die Sonne wärmt nicht mehr und ich knicke ein.

“Wasser ist H2O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff. Aber da ist noch etwas Drittes, das erst macht es zu Wasser, und niemand weiß, was dieses Etwas ist.”

(D.H. Lawrence – the third thing)

“In seinen Romanen fühlen sich die Menschen durch das Schwimmen, durch die Berührung mit dem Wasser verändert und befreit, und immer wieder kommt bei seinen Figuren die Sehnsucht nach dieser Erfahrung, dieser vorübergehenden Transformation durch“

schreibt Kristine Bilkau in “Wasserzeiten – über das Schwimmen

Ich setze mich ans Klavier und mühe mich mit “Nessum dorma” von Puccini ab.

Passend zur Lasagne, die wir heute essen. Die Lasagne ist besser gelungen als mein Klavierspiel. Ich wiederhole die Übungen und wiederhole und dann wieder das ganze Stück, aber Finger, Kopf und Herz wollen manchmal einfach nicht zusammen wirken. Morgen ist ein neuer Tag.

Der Hund ist immerhin mein größter Fan. Wenn ich spiele, kommt er ganz nah zu meinen Stuhl und rollt sich ruhig zusammen, egal wie lebendig er vorher war.

Nach einer kleinen Radtour und einem erfrischenden Klön-Schnack über Neues aus Travemünde, Hund & co. beobachte ich am Strand die Schwanenkinder, die im Mai geschlüpft sind. Sie sind inzwischen riesig und aalen sich mit ihren Eltern am Strand umringt von Möwen.

Tee und eine Lesestunde am Nachmittag.

Das Buch #Zugvögel plätschert mit größter Ruhe vor sich hin in völligem Kontrast zur Dramatik seines Inhalts:

„Ich erforsche die Flugseeschwalbe unter besonderer Berücksichtigung der Frage wie der Klimawandel ihre Fluggewohnheiten verändert. Ich würde denken, damit kennen Sie sich auch aus – davon sterben ja die Fische.“

„Und alles andere“

„Und alles andere.“

Joachim Meyerhoff macht einen Lauf, obwohl es nach Regen aussieht,

“da ich einen lange in mir verstummten Bewegungsdrang spürte, dem ich zügig nachzugehen gedachte, bevor er wieder verstummen würde.”

Er läuft durch die gute Landluft Schleswig-Holsteins, in Berlin schreckt ihn ab,

“ dass man … ununterbrochen von top fitten Greisen und Greisinnen überholt wurde, die markig und geschmeidig wie junge Gazellen an einem vorbei sprinten.”

In einem krachenden Gewitter mit Blitz und Donner erlebt er die Geburt eines Kälbchens auf der Weide. “Blut und Blitz” heißt die Geschichte, die er seiner Mutter später erzählen wird.

(aus: Joachim Meyerhoff: “Man kann auch in die Höhe fallen”)

#Bücher