Vom Leben am Meer.

Vogelbad & Alltagsphilosophie.

“Mir wird klar, dass es lange her ist, seit ich zuletzt eine Möwe hier im Hof gesehen habe, wo man doch früher kaum etwas essen konnte, ohne von einem ganzen Schwarm umringt zu werden. Ohne ihre lautstarken Kämpfe um die Essensreste ist es viel stiller hier.”

Das ist zum Glück nicht die Gegenwart, sondern eine befürchtete Zukunft in #Zugvögel.

Denn hier ist das Gegenteil der Fall. Heute war das Wetter über Mittag plötzlich angenehm, so dass ich beschloss, es doch nochmal zu wagen. 16 Grad Wassertemperatur ist im Juni meine Grenze, bei der ich hier in das Ostseeschwimmen einsteige. Bislang ging es im September nicht über den 08. September hinaus. Aber noch sind es laut App 16 Grad.

Als ich zum Steg kam, war das Meer belegt. Allüberall schwammen Möwen auf der Oberfläche, so dicht an dicht, dass ich wirklich dachte, da kann ich jetzt nicht rein.

Ein Kölner Paar, das über die Steilküste von Timmendorf herüber gewandert war, saß dort und wir plauderten eine Weile, dann machten sich zwei weitere Verrückte bereit fürs Ostseebad. Die Frau wies auf die Vielfalt der Fische hin, die unter der kristallklaren Oberfläche zu sehen waren.

Wir stiegen ein. Die Möwen wichen erstaunt auseinander.

Huh, war das kalt! Eisbaden. Zum ersten Mal wurden die Hände nicht warm. Aber für den Großteil des Körpers war es angenehm.

Als ich wieder auf dem Steg gelandet war, fragten Spaziergänger: “Draußen ist es aber sicher ganz schön kalt.” Und nein, dem war nicht so. Es war wunderbar angenehm.

Wen das Thema interessiert, hier ist, was die AOK über Eisbaden schreibt.

Alltagsphilosophie.

Kürzlich habe ich einen Film gesehen: Trapps Sommer. Er handelt von einem alten Philosophieprofessor und einer jungen Frau, die ihn im Alltag unterstützt. Der Professor wird von Günther Maria Halmer gespielt, die junge Frau, Sophie, von Senita Huskic. Sophie ist eine muntere Person und in den Dialogen mit Trapp kommt es zu viel Situationskomik aber auch nachdenklichen Passagen. 

Dabei spielt das Thema Philosophie immer wieder eine Rolle und Sophie entwickelt ihre ganz eigenen Überzeugungen:

“Ist das nicht gut, dass wir nie wissen, was passiert und das Leben uns immer wieder überrascht?”

Trapp gefällt das.

Dazu passend las ich einen Text über ein Gespräch zwischen zwei älteren Wissenschaftlern über eine ihrer Töchter, die sich im Klimaschutz engagiert. Im Unterschied zu den Theoretikern, zu denen sie sich zählen und auch der alte Trapp im Film gehört, sei im Alltag der Tochter die individuelle Praxis des eigenen Handelns maßgebend. 

Stimmen Theorie und Praxis überein? Passt meine Haltung zu meinem Lebensstil? Solche Fragen stellen sie sich.

„Wie ist der ganz alltägliche Umgang mit anderen Menschen, Pflanzen, Tieren und Dingen?“ (Hanns-Josef Ortheil: Von nahen Dingen und Menschen)

Während sich die beiden die Begriffe zuwerfen: Mit welchen Verkehrsmittel sollen wir reisen? Ökologische Städteplanung, lokal einkaufen, kurze Handelsketten achten, wenig Unnützes konsumieren ..

denke ich darüber nach, dass mir beim Klimaschutz in der politischen Kommunikation das Soziale zu kurz kommt. Es wird noch nicht deutlich genug, dass Ökologie eine soziale Dimension hat. Oder umgekehrt, dass die Investition in ökologische Zusammenhänge gesunde Lebensumstände bewirkt. 

Zum Abschluss ein wenig Lichterzauber, dessen Musik gerade bis hier hin klingt.