Die jungen Wilden.
Anziehung ist ein schleichender Prozess, jedenfalls in diesem Fall.
Es begann in der Schule. Wir lesen “Die Leiden des jungen Werthers”, da empfand ich noch wenig für diesen Goethe.
Die neuen Leiden des jungen W.
Denn “Die neuen Leiden des jungen W.” sind viel aufregender. Dass ein DDR Schriftsteller Goethes Werk aufgreift, ist ja auch irgendwie naheliegend. Goethe hätte zu DDR Zeiten ja dort gelebt. Oder vielleicht rübergemacht? Wer weiß!

Strand in Mecklenburg
Der Fänger im Roggen.
Ich mag wie Ulrich Plenzdorf im “Jungen W.” über Salinger schreibt:
“Dieser Salinger ist ein edler Kerl. … Wenn ich seine Adresse gewusst hätte, hätte ich ihm geschrieben, er soll zu uns rüber kommen. Er muss genau in meinem Alter gewesen sein. Mittenberg war natürlich ein Nest gegen New York, aber erholt hätte er sich hervorragend bei uns. Vor allem hätten wir seine blöden sexuellen Probleme beseitigt.”
Goethe.
Dann lasen wir in der Schule “Faust”. Dichtung und Story haben damals mein Interesse gefesselt. Aber Goethe selbst habe ich mir als einen alten Mann mit Fürstengehabe vorgestellt und fand ihn furchtbar langweilig.
Also wieder nichts mit der Anziehung.
Trotzdem habe ich über die Zeit Bücher erworben. Als erstes “Die Italienische Reise”, das Reisetagebuch, dann “Wilhelm Meisters Lehrjahre”, den Bildungsroman, irgendwann gesellten sich die autobiographische “Dichtung und Wahrheit” dazu, weil ich irgendwo eine hübsche und preiswerte Ausgabe fand. Viele Klassiker sind über das Gutenbergprojekt sogar frei zugänglich.
Aber erstmal sammelten sich die Werke im Regal.
“Sind Sie bei den Klassikern gelandet?” fragte die Buchhändlerin letztens. Denn auch, wenn ich vieles in der onleihe finde und lese, manches muss ins Regal.
“Ja, so kann man es wohl sagen. Ich bin wohl bei den Klassikern angekommen.” denke ich schmunzelnd. Als hätte ich mich auf der Reise einem Ziel genähert. Oder ist es vielleicht der Anfang von etwas?
Irgendwie hat es auch mit Thomas Mann zu tun, der sich immer mit Goethe gemessen haben soll und über ihn schrieb. In Virginia Woolf´s feministischen Essays lassen sich Goethes Gedichte finden. Sympathisch wurde er mir dann als ich in Vorbereitung einer Vorlesung zum Thema Feminismus heraus fand, dass er und andere Klassiker bereits gegendert haben. Von “Studirenden” und “Bekanntinnen” wie “Verwandtinnen” ist die Rede.
Und so wächst die Neugierde auf die Person mit ihren vielfältigsten Interessen und ihren sozialpolitischen Anwandlungen.
Und doch war ich unschuldig. Konnt’ ich dafür, dass … eine Leidenschaft in dem armen Herzen sich bildete?
Goethe “ Die Leiden des jungen Werthers”
Ist's, was er denkt. Er, der in so viele Frauen verliebt ist, um für seine Werke die nötige Energie zu haben.
Und ich? Was denke ich? Dass ich gar nicht so sehr durch Goethe selbst, die ich seine Werke ungelesen im Regal verstauben lasse, als durch Sigrid Damm, die eine ausgezeichnete Erzählerin ist und unfassbare Recherchearbeit geleistet hat, verzaubert bin.
Goethes letzte Reise.
Ich bin durch ihr “Goethes letzte Reise”, auch als Hörbuch sehr gut zu verköstigen, “vortrefflichst unterhalten”, und das, obwohl es um Leben und Tod geht.
Ein Anfang ist gemacht.
Ich werde sicher noch mehr von ihr lesen. #Bücher
Möwenlyrik.
Midsommer also,
musste es werden,
dass wir den ersten
Fuß taten
ins kühle Nass.
Glitzernd spiegelst du die
Sonne,
bezaubernde Ostsee,
besungen, bestürmt,
erobert, mit Sehnsucht
erwartet!
Wie Möwen stürzen vom
Himmel,
zu ergattern, was der
Fischer übersah,
tauchen wir ein,
schmecken Dein zartes Salz,
ergießen uns in Deiner Breite,
wir Schwimmende in mitten der Weiten.