Vom Leben am Meer.

Zwischen Möwen, Brahms und Kopfschütteln.

Der Tag beginnt mit einer Hunderunde. Während wir langsam durch die Straßen gehen und der Hund “seine Tageszeitung liest”, das heißt, er schnuppert stundenlang an einem Grashalm herum und erfährt so, was im Viertel los ist, denke ich über die Straßennamen nach.

Einer ist der Name eines Herrn, der das Ostseebad zusammen mit neun anderen Herren 1802 gründete, einer war ein Werftbesitzer, einer hatte Anteile am ehemaligen Casino. Keine Frauen.

Es hat in der Nacht geregnet. Wir springen zwischen Pfützen her. Irgendwann erreichen wir die Promenade. Die Lampen sind noch eingeschaltet, die Jahreszeit ist fortgeschritten.

Wir sind allein unter Möwen. Riesige Kindermöwen warten auf ihre Eltern, damit sie sie ernähren. Die beraten sich derweil am Strand über geeignete Strategien, die Ernährung sicher zu stellen.

Denn das Meer ist leer gefischt.

Vielleicht sollten sie bei der aktuellen Bundeskanzlerin Merz (ganz ohne Gendersternchen, so wie die aktuelle Bundesregierung das wünscht) eine Petition einreichen. Aber Klimaschutz, was hat das mit uns zu tun? Einstürzende Hänge, reißende Flüsse, ach was, warum sollte sich Deutschland am 2 Grad-Ziel der internationalen Klimapolitik beteiligen?

Daheim koche ich mir einen Tee und bereite mich auf das Soziologie Tutorium vor, in dem wir gemeinsam immer wieder den Kopf schütteln. Ich berichtete.

Es geht um soziale Probleme, um Interessens- und Normkonflikte. Um soziale Ungleichheit, um die Armutsuntersuchungen der Wohlfahrtsverbände, die seit 35 Jahren in Längs- und Querschnittstudien auf die Lebenslangen armer Menschen aufmerksam machen. Es geht um Macht, um Machtmissbrauch, um das Ende der bürgerlichen Mitte. Das sagt mindestens die Sinus-Milieu Studie.

Soziologie lässt sich nicht betreiben, ohne politisch zu werden. Und es ist die Aufgabe von Sozialarbeitenden daran mitzuwirken, dass die sozialen Rahmenbedingungen sich zum Besseren entwickeln.

Erhitzten Kopfes eile ich heim. Füttere den Hund, trinke Tee und bereite die virtuelle Lehre am Abend vor. Praxisreflexion. Genauso wichtig und für Menschen, die Tag für Tag in der Not helfen und die nimmt gerade wieder zu! Das müssen Menschen aushalten können, die sich damit befassen. Und ein Glück gibt es sie noch, diejenigen, die diese Arbeit machen wollen.

Dann werfe ich einen Blick in das neue Skript Sozialrecht, das ich im Wintersemester halten werde. Das passt gut zusammen. Wer sich engagieren will, muss sich im Sozialrecht auskennen, um mitreden und gegenhalten zu können.

Bevor ich die Kamera einschalte, um das virtuelle Seminar zu starten, werfe ich noch einen Blick in meine Tageszeitung (sie besteht aus Küstennotizen, Lieblingszeitungen und persönlichen Blogs und wird in der App Feedly gesammelt). Dort finde ich den Hinweis auf ein Brahmsportal, das die Musikhochschule der Hansestadt Lübeck neu zur Verfügung stellt! Ein Lichtblick und eine Erinnerung daran, dass ich zwei Tage kein Klavier geübt habe. Das muss sich dringend ändern!

Die virtuelle Runde ist austauschfreudig und gibt einen guten Einblick in die aktuelle Praxis. Der Fachkräftemangel ist gruselig.

Der Hund bringt den Tennisball. Also Feierabend. Mit Pizza und einem Glas Rotwein. Gute Nacht!


Gerne mache ich wieder mit bei “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” oder kurz #WMDEDGT.

Zu dieser Frage trifft sich der Freundeskreis des Tagebuchbloggen am 5. eines Monats in Frau Brüllens Blog. Danke dafür! Es macht viel Spaß!

Die Regeln zum Mitmachen sind einfach:

über den heutigen 5. Tag eines Monats tagebuchbloggen (ohne Werbung, ohne Geschwurbel)

verlinken.

#EinTag #Sommer #August