es sei!

Vom ungewöhnlichen Zustand, sich gut regiert zu fühlen

Heute fühlte ich mich einmal mehr irritierend gut regiert. Vom Bundesminister für Wirtschaft und Klima, der den Jahreswirtschaftsbericht vorlegte, ebenso wie vom Bundeskanzler und dessen besonnener – ja, eine überstrapazierte, aber dennoch richtige Vokabel – Haltung bezüglich der Panzerlieferungen.

Ich halte die Lieferung für richtig. Für ebenso richtig halte ich es aber auch, dass nicht binnen Tagen oder gar Stunden entschieden wurde, Kriegsgerät gen Osten zu schicken. Die Bundesrepublik ist im Kern ihrer politischen Kultur noch ein pazifistisches, unmilitärisches Land und das halte ich für gut und richtig so. Lese ich von einer angeblichen Irritation bei den Alliierten und Partnern, so hoffe ich, dass dies Ausdruck diplomatischer Ränke und keine ehrliche Haltung ist. Alles andere hielte ich für unverständlich.

An der wirtschaftlichen Entwicklung – CW: Ich finde Wachstum gut – lässt sich ein Befund ablesen, den ich gerade in Deutschland so oft bestätigt finde: Schwarzmalerei und „Schlimmfinden“ haben hier permanente Hochkonjunktur. Woran das liegt und ob es wirklich typisch deutsch ist, weiß ich nicht, würde mir aber wünschen, dass man mit diesem Wissen das nächste Aufregerthema direkt im Ansatz wieder runterkochen könnte – wenn nicht publizistisch, dann wenigstens mental.

Es ist ein ungewöhnlicher und sicher vorübergehender Zustand, sich gut regiert zu fühlen. Regierungen sind dafür da, die Themen abzuarbeiten, für die es gerade keinen gesellschaftlichen Konsens gibt. Daher operieren sie ja ständig im Modus des Kompromisses. Dass ich mich gerade auf der gefühlt guten Seite der Kompromisse wiederfinde, ist sicher Zufall und Glück geschuldet.