Körpergrenzen
Wo höre ich auf?
Wo fängt der Andere an?
Ich habe mich so weit
zum Anderen hinübergelehnt,
bis ich völlig aus mir draussen war.
Ich wusste nicht,
dass ich Körpergrenzen habe.
Dass ich irgendwo aufhöre
und ein Anderer anfängt.
Ich nahm das Eigene nicht wahr.
Deshalb konnte ich es auch nicht schützen
und lieben.
Ich ging aus mir heraus
und in den Anderen hinein,
in sein Inneres.
Um zu schützen, zu helfen, zu stabilisieren.
Um das zu geben, was mir gefehlt hatte.
Nähe, Halt, Mitgefühl, Unterstützung.
Aber ich verlor dabei mein Eigenes.
Ja, ich hatte es nie gekannt, nie gefunden.
Es schien nicht wertvoll zu sein.
Nicht schützenswert.
Verachtenswert, klein und hilflos.
Aber ein Anderer sah es.
Er sah das Eigene und er ehrte es.
Er hielt es in seinem Inneren fest
und bewahrte es.
Er reichte es mir Stück für Stück hin,
so wie ich es anzunehmen bereit war.
Bis es in mir selbst Realität wurde.
Jetzt liebe ich das Eigene.
Mein ureigenes Ich,
das geliebt und geehrt ist
von einem Anderen.
Vom Vater.
Ich habe Körpergrenzen.
Das fühlt sich gut an.
Lebendig und kribbelnd.
Eigen.
Stark.
Schön.
Ich liebe mich selbst.
