Gedanken zur digitalen Selbstbestimmung

Über mich

Mein Name ist Frank-Thorsten Moll und ich bin Kurator und Direktor eines Museums für Zeitgenössische Kunst in Belgien. Auf Mastodon findet ihr “Poker-Error-Tomaten” unter @poker-error-tomaten@write.as. Meinen privaten Mastodon-Account unter todon.eu/@ftm. Über meine beruflichen Interessen schreibe ich auf meiner Webseite frankthorstenmoll.com.

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema “digitale Selbstverteidigung” und lese dazu fast täglich. Die Enthüllungen von Wikileaks und dem dadurch ausgelösten Aufmerksamkeitsboom für derlei Fragen führten bei mir zu mal halbherzigen, mal radikalen Versuchen mein digitales Leben zu ent-googlen.

Selbstportrait, © Frank-Thorsten Moll, 2022

Google ist dabei natürlich nicht die einzige Datenkrake, die ich aus meinem digitalen Leben zu verbannen versuche. Google ist aber sicherlich der bekannteste Konzern neben Facebook und Amazon, bei denen das Ausmaß illegaler Datenbeschaffung besonders häufig und umso unverfrorener zutage tritt. Google ist daher für mich Synonym mit all den Auswüchsen eines ungezähmten digitalen Kapitalismus, der auf der Grundlage eines mittlerweile lange zurückliegenden utopischen Heilsversprechens zu den schlimmsten Auswüchsen, noch schlimmer: zu dystopischen Zukunftsperspektiven führte, die das Internet zu einem Ort werden lassen, in dem ich nicht sein möchte.

Um der freiwilligen Selbstauslieferung meiner Daten zu entgehen, versuche ich mich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen dreiste Apps zu wappnen, die selbst dann noch mithören, mitlesen und meine Bewegungen im Netz speichern, wenn ich Ihnen dies untersagte. Warum sie das tun? Because they can und weil die Mehrheit der Nutzer:innen keinen Anstoß daran nehmen.

Was habe ich konkret getan? Aktuell habe ich meinen gmail-Account zwar stillgelegt (aber immer noch nicht gelöscht) und nutze eine mailbox.org-Adresse. Ich habe mir nach zahlreichen Tests mit GrapheneOS und SailfishOS ein /e/– Solutions Smartphone zugelegt, habe eine Nextcloud-Instanz gemietet, nutze einen Passwortmanager (Bitwarden) und bauen meine 2-Faktor-Authentifizierung peu à peu aus (noch mache ich dies mit Authy, erwäge aber den baldigen Umzug zu einer wirklichen Open-Source-Alternative) . Des Weiteren arbeite ich seit Jahren mit (viel zu oft wechselnden) Linux-Distribution auf dem Laptop und vermeide natürlich Amazon, Netflix oder Spotify. Seit zwei Jahren bin ich bei todon.eu im Fediverse beheimatet und schaffte es erst vor kurzem meine FacebookInstagramTwitter-Accounts zu löschen. Kurzum: nobody is perfect!

Warum ich mit diesem Blog beginne?

Weil ich nicht verstehe, wie sorglos wir immer noch unsere Daten an Firmen weitergeben, die durch ihre Dienste aktiv am Abbau unserer Demokratien arbeiten, psychische Krankheiten in Kauf nehmen, ja diese sogar fördern und unsere sozialen Beziehungen unterminieren – oder anders gesagt: Die aus Streit und Hass ein Geschäftsmodell gemacht haben und von uns – den User:innen freiwillig mit Zeit, Aufmerksamkeit und Geld beschenkt werden.

Ich werde hier aus meiner Erfahrung im Ringen um digitale Souveränität berichten, auf andere Webseiten und Portale mit einer ähnlichen Agenda verweisen, Berichte und Posts kommentieren und öffentlich überlegen, was uns, was mich, festhalten lässt an toxischen Apps und skrupellosen Anbietern.